Johann Peter Wagner, HI. Johannes von Nepomuk, um 1780/1785

Mainfränkisches Museum Würzburg

Die vollrund gearbeitet Sandsteinfigur stellt den Heiligen Johannes von Nepomuk dar, der nach der Legende König Wenzel IV. nicht verraten wollte, was seine Frau dem Priester in der Beichte anvertraut hatte, weshalb er gefoltert und schließlich von der Karlsbrücke in Prag in die Moldau geworfen und ertränkt wurde.

Dieses Martyrium zeigt die Steinskulptur: Auf der mit Wellen das Wasser symbolisierenden Plinthe liegt die Personifikation der „Moldau“, ein nur mit einem Tuch bekleideter „Wassermann“ (Neptun). Er umfasst mit seinem rechten Arm die Beine des auf ihm stehenden Heiligen, der mit Talar, Rochett und hermelinbesetzter Mozzetta als hoher Geistlicher charakterisiert wird. Ursprünglich hielt seine heute verlorene linke Hand ein Birett; die rechte hält ein Kruzifix, das wohl aus einem anderen Zusammenhang stammt. Die Anlage und Gestaltung der Figur gehen zurück auf den ehemaligen Nepomuk-Brunnen vor dem Jesuitenkolleg in der Münchner Neuhauser Straße, den Johann Baptist Straub 1751 schuf (heute im Diözesanmuseum Freising).

Johann Peter Wagner hatte den Münchner Nepomuk-Brunnen von Straub während seiner Wanderschaft, die ihn auch in dessen Werkstatt führte, kennengelernt. 1774 setzte sich Wagner erstmals mit diesem Vorbild auseinander (heute Skulpturensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz). Gegenüber jener großen Sandsteinfigur ist das hier vorgestellte Werk in Bewegung und Physiognomie beruhigter. Das legt eine Datierung um 1780/85 nahe.

Einer mündlichen Überlieferung nach stammt die Figur des Hl. Johannes von Nepomuk angeblich aus Würzburg. Allerdings ist ihre spätere Aufstellung auf dem Einfahrtstor des Gasthauses „Goldene Traube“ in der Hauptstraße der Gemeinde Thüngersheim am Main belegt, von wo die Skulptur nach einem Sturz beschädigt auf ein Garagendach und dann in den Kunsthandel wanderte. Der photographisch noch belegte zugehörige Sockel sowie die dort abgebildeten Putten und Vasen sind verloren. Die Figur befand sich als Leihgabe aus Privatbesitz seit 2002 im Mainfränkischen Museum Würzburg und konnte dank der Ernst von Siemens Kunststiftung im Juni 2013 anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der Museumsgründung dauerhaft für das Mainfränkische Museum erworben werden.

Dr. Claudia Lichte

Abbildung:

Johann Peter Wagner (1730-1809), Hl. Johannes von Nepomuk, um 1780/1785. Grauer Sandstein mit Resten alter Fassung, H. 150 cm

© Mainfränkisches Museum Würzburg