Johann David Hacker und Werkstatt, Kleiner Schreibtisch mit Aufsatz „Damenschreibtisch“, um 1798
Roentgen-Museum Neuwied
Johann David Hacker war in den 1780er Jahren als Geselle in der Neuwieder Möbelmanufaktur David Roentgens tätig, die die europäischen Fürsten- und Königshäuser von Versailles bis nach St. Petersburg mit feinsten Luxusmöbeln belieferte. Im Jahr 1891 konnte sich Hacker durch Empfehlung Roentgens in Berlin mit eigener Möbelwerkstatt selbstständig machen. Die Möbel, die er hier schuf, zeigen deutlich den enormen Einfluss, den der Roentgen-Stil auf die Gesellen und Schüler der Neuwieder Manufaktur hatte.
Der zierliche Schreibtisch, der der Werkstatt Hackers zugeschrieben wird, besticht, mit seinen konisch zulaufenden Beinen und seinem in drei Balkone gegliederten Aufsatz, durch seine elegante Form im Stil des Klassizismus. Das Möbel, das aufgrund seiner eher geringen Größe wahrscheinlich als Damenschreibtisch fungierte, weist einige technische Raffinessen auf. Dreht man den Schlüssel in dem vermeintlichen großen Schubkasten in der Tischzarge, so springt zunächst eine mit grünem Leder bezogene Schreibfläche unter der Tischplatte hervor. Bei einer weiteren Drehung des Schlüssels öffnet sich zunächst nur das mittlere Fach des Schubkastens. Erst durch das Betätigen zweier eiserner Hebel, die oberhalb davon verborgen hinter der Zarge liegen, lassen sich auch die seitlichen Schubkästen entriegeln. Ergänzt wird das Schreibmöbel durch ein Rouleau sowie zwei kleinere Schubkästchen in dem Podestartigen Aufsatz, der nach oben hin mit kleinen hölzernen Ecktürmchen und einer durchbrochenen Messingbalustrade abschließt. Der architektonische Aufbau des Möbels wird noch unterstrichen durch horizontal gezogene Messingleisten sowie die ebenfalls mit Messing ausgekleideten Kannelüren an Zarge und Aufsatz.
An der Unterseite der Zarge befindet sich ein Brandstempel, der eine ehemalige Inventarisierung des Möbels im Besitz des Herzogtums Sachsen Coburg und Gotha dokumentiert.
Jennifer Stein
Abbildung: Kleiner Schreibtisch mit Aufsatz „Damenschreibtisch“, um 1798, Johann David Hacker und Werkstatt
© Roentgen-Museum Neuwied