Johann Christian Lieberkühn, Große Münzkanne aus dem Tabakskollegium König Friedrich Wilhelm I. 1717

Stiftung Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Gemeinsamen Anstrengungen der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg ist es gelungen, eines der herausragenden Objekte des ehemals königlich preußischen Silberschatzes für die Silberkammer der Schlösser zurück zu gewinnen. Die Silberschätze des preußischen Hofes, um 1740 – am Ende der Regierungszeit des Soldatenkönigs – von märchenhaftem Umfang, waren als Teil des preußischen Staatsschatzes überwiegend bereits den Einschmelzungen von 1745, 1760 und 1809 zum Opfer gefallen. Bei der Vermögensauseinandersetzung zwischen dem preußischen Staat und dem vormals regierenden preußischen Königshaus war dann 1926 u. a. die gesamte Silberkammer bis auf das Große Augsburger Silberbuffet im Ritter- und Thronsaal des Berliner Schlosses in Privatbesitz übergegangen. Damit verschwanden bis auf das Riesenmünzfass von Johann Christian Lieberkühn d. Ä. von 1719 auch die in großer Anzahl vorhandenen Münzhumpen und Münzbecher vom Silberbuffet und den Kaminen im Berliner Schloss.

Die Tradition von silbernen Münzgefäßen lässt sich bis in das frühe 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Gefäße dieser Art waren allgemein, vor allem in Nord- und Osteuropa beliebt, erfreuten sich in Brandenburg-Preußen offensichtlich aber besonderer Vorliebe, was sich über die ehemals vorhandene Anzahl und Variationsbreite dieser Stücke erschließt. König Friedrich Wilhelm I. hat die auffallendsten Beispiele in Auftrag gegeben, als größtes Objekt das bereits oben erwähnte Riesenmünzfass mit 688 überwiegend brandenburgischen Talern und 46 Medaillen des Hauses Hohenzollern. Margarete Kühn gelang es 1953, ein weiteres dieser monumentalen Silberobjekte mit 205 Talern und 10 Medaillen des Großen Kurfürsten von J. C. Lieberkühn d. Ä. für das Schloss Charlottenburg zurück zu erwerben. Als 2004 in amerikanischem Privatbesitz das Gegenstück mit 59 Talern verschiedener Herkunft, zwei Schaumünzen und 100 kleinen Medaillen Friedrichs I. von J. C. Lieberkühn d. Ä. auftauchte, begannen die Bemühungen, diese Berliner Silberarbeit ebenfalls zurück zu gewinnen.

Das große Münzfass und die beiden Münzkannen in Humpenform mit Zapfhähnen sind durch Friedrich Nicolai als Bierzapfgefäße des Soldatenkönigs überliefert, die er in seinen Tabakskollegien nutzte. Mit dem Rückkauf dieser letzten bis ins 20. Jahrhundert überlieferten Münzkanne ist diese historische Dreiergruppe wieder in den preußischen Schlössern vereint und kündet zusammen mit weiteren Einzelstücken und großzügigen Dauerleihgaben der Stichting Huis Doorn, dem Exilsitz Kaiser Wilhelms II., von der Bedeutung der einstigen Silberschätze in Brandenburg-Preußen.

Dr. Burkhardt Göres

Abbildung:

Johann Christian Lieberkühn, Große Münzkanne aus dem Tabakskollegium König Friedrich Wilhelm I. 1717
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