Johan Janssen, Glasfenster 1576

Ostfriesische Landesmuseum, Emden

Die Fenster gehören zu einer Folge von acht farbenprächtigen Glasgemälden, die anhand biblischer, historischer und allegorischer Figuren Gerechtigkeit, Weisheit und Gottesfurcht thematisieren. Mitglieder des Emder Magistrats stifteten sie zur Ausgestaltung ihres Besprechungszimmers im 1576 errichteten Rathaus. Geschaffen hat sie in der Formensprache des niederländischen Manierismus der aus Amsterdam stammende Glasmaler Johan Janssen. Die Bilder sind in ihrer Komposition wie in der maltechnischen Umsetzung von ausgezeichneter Qualität und mit ihrem rechtsikonografischen Programm überdies einmalige Zeugnisse frühneuzeitlicher profaner Glasmalereikunst. Sie zählen zu den Hauptexponaten des Ostfriesischen Landesmuseums Emden, das nach zweijähriger Umbauphase im September 2005 wiedereröffnet wurde.

Die Stiftung übernahm die Restaurierung der Scheiben mit den Darstellungen der alttestamentlichen Könige David und Salomo. David gehörte der Ruhm, ein kluger und gerechter Regent gewesen zu sein, immer darum bemüht, ein gottgefälliges Urteil zu treffen. Salomo stand im gegebenen Kontext für den weise entscheidenden Richter, als der er sich bei der Lösung eines besonders schwierigen Falls (Altes Testament, 1. Könige 3, 16‑28) gezeigt hatte.

Die erzählerisch reichen Glasbilder durchzog ein teilweise sehr dichtes Netz aus breiten Bleiruten mit breiten Kitträndern. Man hatte sie bei vorausgegangenen Restaurierungen zur Stabilisierung gebrochener Scheiben eingezogen. Besonders störend und die Malerei stark verunklärend, zeigten sich die Sprungbleie dort, wo sie die Gesichter der Figuren, deren Attribute und die detailreichen Sockelbilder und -inschriften durchbrachen.

Zur Wiederherstellung der hohen ästhetischen Qualität der Kunstwerke erneuerte man die in keinem Fall mehr originale Verbleiung durch ein auf das ursprüngliche Raster reduziertes Bleinetz. Kleinere, unpassende Ergänzungen aus älteren Restaurierungen wurden ersetzt, wobei ggf. Aufnahmen aus der Restaurierung von 1902 zu Rate gezogen werden konnten. Die Glasbrüche wurden mit klarem Zweikomponenten Epoxidharz geschlossen, wobei die einzelnen Stücke nun wieder passgenau aneinandergefügt werden konnten. Die Verklebungen sind mit Acrylfarbe retuschiert, sodass sich die Malereien heute wieder in ausgezeichneter Weise zu einem lesbaren Ganzen zusammenschließen. Für die museale Präsentation der Scheiben beschränkte man sich auf eine Substanz schonende, partielle Verkittung im Bleiverband. Die Restaurierung wurde vorbildlich in der durch lange Tradition hoch erfahrenen Glasmalerei-Werkstatt Dr. H. Oidtmann in Linnich ausgeführt.

Dr. Friedrich Scheele

Abbildungen:

1. Johan Janssen, Glasfenster David 1576
2. Johan Janssen, Glasfenster Salomon 1576
© Ostfriesische Landesmuseum, Emden