Jean-Henri Hembsch, Cembalo, 1754

Bayerisches Nationalmuseum

Jean Henri Hembsch zählt neben den Mitgliedern der Familien Blanchet und Taskin zu den bedeutendsten Cembalo-Bauern des vorrevolutionären Paris. Archivalien belegen eine umfangreiche Produktion, von der heute nur noch fünf Instrumente zeugen. Hembsch, in Castenholtz bei Köln gebürtig, kam gegen 1740 nach Paris, wo er bis 1769 arbeitete. Das Cembalo stammt aus der Blütezeit des Wirkens von Hembsch. Gegenüber früheren Instrumenten weist es ein andersartiges Mensurkonzept mit kürzeren Saitenlängen bei gleichzeitiger Verlängerung der Anreißpunkte auf. Dies ist ein Hinweis auf ein neues Konzept in Richtung eines wärmeren und volleren Klangs. Das Instrument ist mit dem in Goldschrift aufgemalten Namen „Henri Hembsch“ und einer Rosette mit den Initialen HH signiert. Auf dem Resonanzboden befindet sich die Datierung 1754. Die Dekoration des Resonanzbodens mit Temperamalerei zeigt Streublumen, Arabesken und einen Ast, der neue Triebe ansetzt. Die Malereien können als Symbole der Auferstehung und des ewigen Lebens interpretiert werden. Das erworbene Cembalo mit seinen hervorragenden klanglichen Eigenschaften ist das einzige, in allen Teilen original erhaltene französische Cembalo in einer deutschen öffentlichen Sammlung. In der Musikinstrumentensammlung des Bayerischen Nationalmuseums ist es zudem das einzige heute noch spielbare Cembalo. Darüber hinaus lädt es innerhalb der Sammlung zum Vergleich mit einem Cembalo des 17. Jahrhunderts ein und bildet eine ideale Verbindung zu dem frühen Hammerflügel (1792) von Jean-Louis Dulken. Dulken hatte Konstruktionsmerkmale flämischer Cembalo-Bauer übernommen, die auch die französischen Cembali beeinflussten.

Sigrid Sangl

Abbildung:

Cembalo, Jean-Henri Hembsch, Paris, 1754
©Bayerisches Nationalmuseum