3. Kriegsordnung des Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Ansbach, Mitte 16. Jh.

Staatsbibliothek zu Berlin - Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Eine besondere Rolle in der Geschichte Preußens spielte Markgraf Albrecht der Ältere von Brandenburg-Ansbach (1490-1568). Als Angehöriger der fränkischen Linie der Hohenzollern war er ab 1511 Hochmeister des Deutschen Ordens. 1525 trat er zur Reformation über und säkularisierte den Deutschen Orden. Als Lehnsmann des polnischen Königs Sigismund wurde er im selben Jahr der 1. Herzog von Preußen. Er regierte sein nunmehr lutherisches Herzogtum bis zu seinem Tod. 1544 gründete er die Universität Königsberg.

Das besondere Interesse Albrechts von Brandenburg-Anspach für seine Armee wird in einer Kriegsordnung sichtbar, die 1550 in Königsberg geschrieben wurde. In diesem Werk erläutert Albrecht zunächst in einem Prolog (“Kriegs Memoriall“), welche seine politischen, rechtlichen und militärischen Vorstellungen über Kriegsführung sind und wie er seine Armee zu organisieren gedenkt. Hier ist nicht klar, ob es sich hier um seine Gedanken über einen Soll-Zustand seiner Armee handelt oder über eine Darstellung des Ist-Zustandes. Darüber, dass er seine Armee verwenden will, um seine politische Ziele zu erreichen, lässt Albrecht keinen Zweifel bestehen. Auf den Prolog folgen kurze und längere Beschreibungen der Aufgaben der wichtigsten Offiziere der preußischen Armee, nacheinander des Obersten Feldhauptmanns, des Obersten Leutnants, des Feldmarschalls, des Quartiermeisters, der Reiterhauptleute, des Obristen, der „Hauptleuten über die Landsknechte“, des Feldwebels und einiger weiteren Unteroffiziere. Für jeden Offizier werden seine militärischen Aufgaben und Zuständigkeiten sowie die ihm unterstellten Personen aufgelistet und das Verhältnis zu anderen Offizieren dargestellt. Jeder Offizier wird in einer prachtvollen Miniatur in seiner vollen Rüstung (allerdings nicht zu Pferd) abgebildet.

Diese Kriegsordnung, die nur in dieser Handschrift überliefert ist, steht in einem noch zu bestimmenden Verhältnis zu zwei anderen, reich bebilderten Kriegsordnungen des Markgrafen Albrechts von Brandenburg, die ebenfalls in der Staatsbibliothek zu Berlin aufbewahrt werden. Diese drei Kriegsordnungen entstanden alle um die Mitte des 16. Jahrhunderts in Königsberg. Die verwendeten Schriften sowie der Stil der Miniaturen weisen auf eine Herstellung in derselben Werkstatt, womöglich in der Kanzlei des Herzogs, hin.

Prof. Dr. Everardus Overgaauw

Abbildung:
Bl. 36v37r: Darstellung des Feldmarschalls. Anfang des Kapitels „Vom Feldtmarschalck und seinem Ampt“.
16 cm x 20,5 cm
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