Historiengemälde für den Kurfürsten

Mittelrhein-Museum Koblenz

Bei den beiden Historienstücken Alexander der Große und die Familie des Darius sowie Die Enthaltsamkeit des Scipio handelt es sich um Hauptwerke aus Januarius Zicks spätem Schaffen in den 1780er Jahren für die kurfürstliche Residenz in Koblenz. Koblenz war von 1629 bis 1794 Residenz der Trierer Kurfürsten, wodurch die Stadtkultur nachhaltig geprägt wurde. Leider hat die Ungunst der Geschichte viele der wichtigsten Zeugnisse dieser Epoche verschwinden lassen. Das 1786 eingeweihte »neue« Schloss des Kurfürsten Clemens Wenzeslaus wurde 1944 im Bombenkrieg stark zerstört. So ist nur eine kleiner Bruchteil der einst vorhandenen Ausstattung der Schlösser heute auf uns gekommen.

Vermutlich stand der Auftrag für die beiden Bilder in Zusammenhang mit dem Neubau des kurfürstlichen Schlosses in Koblenz. Dargestellt sind zwei Episoden aus der griechischen bzw. römischen Geschichte, sogenannte Exempla virtutis, die als Beispiele für vorbildliches Handeln von Herrschern galten. Solche Bildthemen sind typisch für die fürstliche Selbstdarstellung im 18. Jahrhundert. In diesem Fall werden jeweils zwei siegreiche Feldherren (Alexander und Scipio) gezeigt, die sich nach der Schlacht großmütig gegenüber den besiegten Feinden gezeigt haben.

So hatte Alexander der Große im Jahr 333 v. Chr. das Heer der Perser bei Issos besiegt. Dabei fiel ihm die Familie des Königs Darius in die Hände. Im Bild ist die Szene zu sehen, wie die Familie vor Alexander um Gnade bittet, die der Feldherr großmütig gewährt.

Die Enthaltsamkeit des Scipio beruht auf einer durch Livius überlieferten Episode aus den Punischen Kriegen. Im Jahr 209 v. Chr. gelang es Scipio, die Stadt Carthago Nova (Cartagena) von den Karthagern zu erobern. Dabei fiel seinen Soldaten auch eine schöne Frau in die Hände, die sie Scipio als Kr iegsbeute zuführen. Als der erfährt, dass sie schon mit dem Kelten Allucius verlobt ist, verzichtet er selbstlos auf seine Beute. Das Gemälde zeigt den Augenblick, als Scipio die beiden Verlobten wieder zusammenführt.

Die Komposition beider Gemälde beruht auf französischen Vorbildern. Damit entsprachen sie dem französisch geprägten Kunstgeschmack der Trierer Kurfürsten. Für das »Alexander«- Bild griff Januarius Zick auf ein sehr ähnliches Werk von Charles Le Brun von 1661 zurück, welches im Schloss von Versailles hängt. Der »Scipio« hingegen ist vom gleichnamigen Gemälde von François Lemoyne aus dem Jahr 1726 (heute Musée des Beaux-Arts, Nancy) inspiriert.

Dr. Matthias von der Bank

Abbildung: Januarius Zick, Alexander der Große und die Familie des Darius, 1780/1790, Öl auf Leinwand, 139,5 cm x 145,5 cm
Januarius Zick, Die Enthaltsamkeit des Scipio, 1780/1790, Öl auf Leinwand, 139,5 cm x 145,5 cm