Heinrich Campendonk, Tiere / Bild mit Tieren, 1917

Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum, Düren

Nach der Auflösung der Künstlergruppe Der Blaue Reiter, zu der Heinrich Campendonk als jüngstes Mitglied seit 1912 zählte, ging er seinen eigenen künstlerischen Weg und zog 1916 mit seiner Familie nach Seeshaupt am Starnberger See. Im gleichen Jahr hatte er seine erste Einzelausstellung in der Berliner Avantgardegalerie Der Sturm. Die Tatsache, dass er dort immer wieder mit seinen Arbeiten vertreten war, spiegelt Campendonks Bedeutung als ein Repräsentant der künstlerischen Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts wider.

In dem idyllischen Dorf Seeshaupt hingegen konnte Campendonk ein naturnahes Leben führen, in dem der Umgang mit Tieren und der Bezug zur Landschaft eine zentrale Rolle spielt.

In Campendonks Komposition des Gemäldes Tiere / Bild mit Tieren sind Vegetation und Tiere gleichbedeutend nebeneinander gestellt. Ganz im Sinne der philosophischen Tier- und Naturvorstellung seines Künstlerfreundes Franz Marc sind sie in friedlichem Einklang vereint. Durch Wiederholungen von Farbakzente und deren Modulationen werden die einzelnen Bildelemente zueinander in Beziehung gesetzt und lassen dadurch Tiere und Pflanzen zu einer Einheit verschmelzen. Neben den intensiven grünen Tönen der Vegetation und den roten und gelben Farbakzenten in den Tierkörpern stehen kontrastierende weiße Flächen. Die sich überlagernde Form- und Farbrhythmen führen zu Transparenzeffekten, die an die Glasmalereien Campendonks erinnern, mit der er sich in dieser Zeit ebenfalls auseinandersetzte.

In der dynamischen Gestaltung des Bildaufbaus bemerkt man Einflüsse eines lyrisch verarbeitenden Futurismus. Farben und Formen sind so nebeneinandergesetzt, dass sie eine optische Sogwirkung erzeugen, die den Blick des Betrachters in die Bildtiefe lenkt. Das Gemälde Tiere / Bild mit Tieren gehört zu den frühen Meisterwerken des Künstlers und präsentiert mit der Darstellung der harmonischen Einheit zwischen Tier und Natur ein Grundthema seiner künstlerischen Arbeit.

Dr. Tina Roßbroich

Abbildung:
© Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum, Düren