Hans Burgkmair d. J., Turnierbuch, um 1540

Bayerische Staatsbibliothek, München

Der Augsburger Künstler Hans Burgkmair d. J. zeichnete und aquarellierte Kopien eines verlorenen Turnierbuchs seines berühmten Vaters Hans Burgkmair d. Ä. (1472 - 1531). Dieses beruht wiederum auf Darstellungen im „Triumphzug“ - einem von Hans Burgkmair d. Ä. 1518 für Kaiser Maximilian I. vollendeten Holzschnittwerk.

Das hier erworbene Exemplar stammt aus der Bibliothek des Grafen Maximilian von Montgelas (1759 - 1838), des führenden Kopfs der staatlichen Einigung des neuen Bayern zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Es vervollständigt die schon vorhandene, aus der gräflichen Familie angekaufte Büchersammlung. Das großformatige Turnierbuch enthält aquarellierte Federzeichnungen von Rittern zu Pferde und zu Fuß. Zudem gibt es ein Titelblatt. Dieses beweist, dass es sich bei dem Werk um eine bewusst für Repräsentationszwecke gestaltete Prachthandschrift handelt. Sie dürfte um 1540 entstanden sein und hebt sich durch eine viel lebendigere Zeichnung von einer im Jahr 1529 noch unter Aufsicht des Vaters hergestellten Bilderfolge ab, welche die Vorlage überaus penibel wiedergibt (heute: Staatliche Graphische Sammlung München). Während dort noch Persönlichkeiten aus der Zeit Maximilians I. als Turnierritter identifizierbar sind, stellt dieses bisher unbekannte, noch näher zu erforschende Exemplar eine ikonographische Weiterentwicklung dar: Den Mittelpunkt bilden nun idealisierte Personen, welche die für die einzelnen Turnierformen typischen Rüstungen und Waffen tragen. Die Abbildung zeigt das „Pfannen-Rennen“. Der Name rührt wohl daher, dass die viereckigen so genannten Tartschen - nur den Oberkörper schützende Schilde – einen hohen Rand aufweisen. Vermutlich nicht der Wirklichkeit damaliger Turniere entsprechend, sind die Köpfe der Reiter mit Kränzen geschmückt, statt durch Helme geschützt zu sein.

Ulrich Montag

Abbildung:

Turnierbuch, Hans Burgkmair d. J., um 1540
©Bayerische Staatsbibliothek, München