Guntbald von Regensburg, Psalterium latinum (so genannter Bernward-Psalter) 1020

Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel

Der Bernward-Psalter gilt als eines der herausragenden Beispiele für die Buchkunst der ottonischen Zeit am Anfang des 11. Jahrhunderts. Vor rund 1000 Jahren ließ Bischof Bernward (993-1022 Bischof von Hildesheim) das von ihm gegründete Benediktinerkloster St. Michael in Hildesheim mit einer großen Anzahl kostbarer, zum Teil prachtvoll illuminierter Handschriften ausstatten. Aus dieser Bibliothek sind bis heute rund 80 Handschriften erhalten geblieben. Den größten Bestand an Handschriften aus St. Michael besitzt mit 18 Exemplaren die Dombibliothek in Hildesheim, gefolgt von der Wolfenbütteler Herzog August Bibliothek mit zehn Exemplaren.

Die künstlerische Ausstattung des Bernward-Psalters – Schrift und Initialen – sind ein herausragendes Zeugnis der Buchkultur in Niedersachsen zur Zeit Kaiser Heinrichs II. (reg. 1002-1024, als Kaiser seit 1014). Die Handschrift enthält den lateinischen Text der Psalmen, biblische Gesänge, das Glaubensbekenntnis und Gebete, eine Allerheiligenlitanei sowie Lesungen und Gebete für das Stundengebet an Ostern und am Sonntag Trinitatis. Sie ist damit ein liturgiegeschichtlich höchst bedeutsames Zeugnis für die Entwicklung des Breviers.

Lange galt der Psalter als eigenhändiges Werk Bernwards und damit als Reliquie des heiligen Bischofs. Der Bernward-Psalter stammt jedoch von einem der besten Kalligraphen der ottonischen Zeit, dem Regensburger Schreiber Guntbald, der den für das 11. und 12. Jahrhundert einflussreichen schrägovalen Schreibstil geprägt hat. Die Buchmalerei ist trotz des Verlusts von drei Bildseiten als herausragend einzuschätzen. Der künstlerische Schmuck besteht aus 14 prachtvollen, gold- und silbergeschmückten Initialen, die den vom Schreiber kalligraphisch gestalteten Text gliedern.

Dr. Christian Heitzmann

Abbildung:

Guntbald von Regensburg, Psalterium latinum (so genannter Bernward-Psalter) 1020
© Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel