Glassäule in Peterhof

Peterhof

In einigen romantischen Gärten des 19. Jahrhunderts gab es Ausstattungsstücke aus Glas. Zu den wichtigsten Beispielen gehören drei Glassäulen, die im Auftrag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. nach Plänen des Hofarchitekten Friedrich Ferdinand Hesse um 1855 geschaffen worden sind. Eine Glassäule ließ Friedrich Wilhelm IV. im Marly-Garten des Parks Sanssouci für seine Gemahlin Elisabeth aufstellen. Der Säulenschaft besteht aus Glasstäben, deren Reihung den Eindruck einer Kannelierung erzeugt. Die Farbigkeit der weiß-blauen Glasteile nimmt Bezug auf die Herkunft Elisabeths aus dem bayerischen Königshaus. Bekrönt wird die Säule von der Statuette eines Mädchens mit Papagei, die das Kinderthema fortführt, das den gesamten Marly-Garten dominiert. Mit seiner Schwester Charlotte – sie war seit 1817 mit Zar Nikolaus I. verheiratet und trug seit ihrem Übertritt zur russisch-orthodoxen Kirche den Namen Alexandra Feodorowna – fühlte sich Friedrich Wilhelm zeitlebens eng verbunden. 1854 schenkte er ihr ebenfalls eine weiß-blaue Glassäule, die in der Sommerresidenz Peterhof aufgestellt wurde. Weiß und Blau galten als die Lieblingsfarben Charlottes.

Eine dritte Glassäule ging als Geschenk des preußischen Königs an seine Cousine Marie, die Gemahlin Maximilians II. von Bayern, und fand auf der Roseninsel im Starnberger See ihren Platz. Nach dem Niedergang der Monarchien verfielen mit den Schlossgärten auch die Glassäulen und gerieten in Vergessenheit. Erst zwischen 1992 und 2000 kehrten sie durch Fundstücke an allen drei Standorten wieder in die Erinnerung zurück. Von den in Peterhof noch erhaltenen Originalteilen – die gusseiserne Innenstütze, das Kapitel, die Statuette „Mädchen mit Papagei“, einige Glasröhren und das Postament – eignete sich für eine Wiederaufstellung im Freien lediglich die Statuette. Die Restaurierung dieser Skulptur und die Herstellung eines neuen Postaments übernahm das Museum in Peterhof. Den Nachguss der übrigen Metallteile und die Herstellung der Glasröhren in einem traditionellen Blas- und Ziehverfahren übernahmen für alle drei Säulen die Firmen Haber & Brandner, Regensburg, und Stölzle Oberglas, Bärnbach (Österreich). Die restauratorische Planung und Betreuung führte das Architekturbüro Kriewitz, München, durch.

Jutta Kriewitz

Abbildung:

Weiß-blaue Glassäule in Peterhof, Entwurf: Ferdinand Hesse (1795-1876), Sommerresidenz Peterhof, 1854
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