Girandolenpaar (G.F.T. Buttermann)

Staatliches Museum zu Schwerin

Die zweiteiligen Tischleuchter erheben sich auf annähernd rundem Fuß,, der sich über einer markanten konkaven Vertiefung glockenförmig zum Nodus hochwölbt. Kräftige, reliefierte Rokokoornamente in Gestalt von Rocaillen, Muscheln und C-Schwüngen betonen die Gliederungselemente wie Fuß (an der Kehlung), Baluster und Abschlusssegement, das aus Tülle und Mittelstück des Aufsatzes besteht. Bandförmige, tordierte Züge steigen den Schaft empor. Sie dominieren die Betonung der Horizontalen, die durch die Stufung des Fußes sowie einem parallelen Banddekor am Nodus und am Einsteckrand gegeben ist. Dem von zwei sich öffnenden Blättern bekrönten Mittelstück des in den Schaft eingesteckten Aufsatzes entwachsen beidseitig die s-förmig geschwungenen, zierlichen Girandolenarme. Ihre Blattzier assoziiert erneut Vegetabiles. Die Arme münden in kelchförmigen Tüllen, die von blattartigen Traufschalen unterfangen sind und den Eindruck einer Blüte erwecken.

Die Markung der Leuchter verweist auf den in Warbendt (heute: Warbende) bei Neustrelitz geborenen Goldschmied Gottfried Friedrich Theodor Buttermann. Nach seiner Ausbildung bei dem Neubrandenburger Goldschmied J.E. Sponholz von 1785-1791 und der Meisterprüfung (1797) scheint er bald darauf nach Neustrelitz übergesiedelt zu sein. Hier entstanden die wenigen bislang von ihm bekannten Arbeiten – auch das Girandolenpaar. Obwohl um 1825 gefertigt, entsprechen die beiden Leuchter Berliner Arbeiten des Rokoko. Es handelt sich um eine Nachbildung zweier, um 1765 entstandener Girandolen des in Berlin und Norden (Ostfriesland) tätigen Silberschmieds Hermann Neupert II. Neupert folgte der von Christian Lieberkühn d.J. (1709/1780) – Hofgoldschmied Friedrich des Großen – vertretenen naturalistischen Ausprägung des Rokoko. Das ehemals aus der Sammlung Kramarsky stammende Leuchterpaar Neuperts zeigt mit dem Girandolenpaar von Buttermann eine weitgehende Übereinstimmung, so dass nicht nur eine bloße Anregung anzunehmen ist. Vermutlich ergänzten die Leuchter Buttermanns ein Silberservice oder zumindest ein Ensemble von Girandolen. Die mit den Nummern 5  und 9 gekennzeichneten Leuchter von Neupert verweisen bereit auf einen umfangreichen Kontext. Die Identifikation ihres bekrönten Monogramms aus zwei verschlungenen C wird möglicherweise Rückschlüsse auf ihre Herkunft und auf Buttermanns Girandolenpaar zulassen.

Karin Möller

 

Abbildung:

Gottlieb Friedrich Theodor Butterman (um 1769-1834)
Girandolenpaar, um 1825
Silber gegossen / getrieben / punziert
34cm hoch und 1543g schwer

© Staatliches Museum zu Schwerin / Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen M-V / Foto: Gabriele Bröcker