Gerrit van Honthorst, Porträts Friedrichs V. von Böhmen und seiner Frau Elisabeth Stuart

Landesmuseum Hannover

Die Porträts Friedrichs V. von Böhmen und seiner Frau Elisabeth Stuart von Gerrit van Honthorst 1633, Öl auf Holz, je 43 x 32 cm 2017 standen Friedrich V. von Böhmen, auch bekannt als der ‚Winterkönig‘, und seine Frau Elisabeth aus dem Haus Stuart wieder im Fokus der Öffentlichkeit, als Daniel Kehlmann sie zu wichtigen Protagonisten seines Romans „Tyll“ machte. Auch für die Geschichte Hannovers ist Elisabeth eine zentrale Figur, denn über diese Erbfolge erlangte ihre jüngste Tochter Sophie, die Ehefrau von Ernst August, Kurfürst von Hannover, einen Anspruch auf den englischen Thron. Sie selbst erlebte den Beginn der Personalunion zwischen Hannover und Großbritannien allerdings nicht mehr, sondern starb wenige Wochen vor Queen Anne in Herrenhausen. Ihr Sohn Georg, der Enkel von Elisabeth Stuart, bestieg daraufhin 1714 als George I. den Thron in London. Die Portraits des ‚Winterkönigs‘ und seiner Frau sollten sicher die dynastische Verbindung der Hannoveraner Welfenfamilie zum Ausdruck bringen. Bis zu ihrem Ankauf durch die Ernst von Siemens Kunststiftung hingen sie auf Schloss Marienburg bei Hannover, das König Georg V. von Hannover als Geschenk an seine Ehefrau, Königin Marie, von 1858 bis 1869 erbauen ließ. Dort werden die Gemälde auch in Zukunft als Dauerleihgabe zu sehen sein. Sie sind nicht nur kunsthistorisch eine große Bereicherung der dortigen Sammlung, sondern auch zentrale Exponate der Hannoveraner Geschichte. Gerrit van Honthorst malte nach 1629 mehrere Portraits des Paares, das nur ein Jahr von 1619 bis 1620 in Böhmen regierte und zum Zeitpunkt der Entstehung der Gemälde im Exil in Den Haag residierte. Das Marienburger Bildnis Friedrichs entstand sogar erst 1633, also ein Jahr nach dessen Tod; das Portrait Elisabeths ist nicht datiert, bildet aber sicher das Pendant. Im Werkkatalog von 1999 werden beide Bildnisse als Werkstattarbeiten nach Gemälden von Honthorst beurteilt. Der Kasseler Kunsthistoriker Justus Lange, der ein Gutachten vor der Erwerbung durch die Ernst von Siemens Kunststiftung anfertigte, kam dagegen zu dem Ergebnis, dass es sich um eigenständige Werke des Meisters handeln dürfte. Als Argumente führte er das ungewöhnliche Dreiviertelprofil und Unterschiede in der Kleidung an. So trägt Elisabeth auf dem Marienburger Gemälde eine Krone, obgleich das Bild lange nach dem Verlust des böhmischen Throns entstanden ist. Beide Bilder befanden sich zum Zeitpunkt der Erwerbung in einem problematischen Zustand, weshalb die Ernst von Siemens Kunststiftung dankenswerterweise auch die nun anfallende Restaurierung finanziert.


Prof. Dr. Katja Lembcke

Abbildungen:

1 Gerrit van Honthorst, Portrait Friedrichs V. von Böhmen (1596-1632)
2 Gerrit van Honthorst, Portrait Elizabeth Stuarts, Königin von Böhmen (1596-1662), 1633, Öl auf Holz, je 43 x 32 cm

© Landesmuseum Hannover
Fotos: Eliza Reichel