Georg Pfründt, Kleines Mädchen, mit den Zehen spielend, 1640

Bayerisches Nationalmuseum München

Die Statuette eines Mädchens, das auf dem Boden sitzend mit ihrer linken Hand ein Bein angezogen hat und konzentriert mit seinen Zehen spielt, ist eines der wenigen als gesichert geltenden Bildwerke des Georg Pfründt. Schon Joachim von Sandrart rühmte in seiner Teutschen Academie von 1679 Pfründts künstlerische Begabung. Neben der Bildhauerei in Holz, Ton, Wachs und möglicherweise Elfenbein sowie der Herstellung von Medaillen arbeitete Pfründt auch als Kupferstecher und Ingenieur. Nach der Ausbildung in Nürnberg bei Georg Vest d. J. und Leonhard Kern war Pfründt in Straßburg, Lyon und Paris tätig und ging später an verschiedene süddeutsche Höfe (Regensburg, Heidelberg, Mergentheim, Stuttgart und Durlach).

Die Statuette entstand vermutlich in Straßburg, wo sich Pfründt seit Beginn des Jahres 1639 aufhielt. Es könnte sich um eine der Töchter des Künstlers aus erster Ehe handeln. Im Unterschied zu Kleinplastiken mit christlicher, mythologischer oder allegorischer Thematik verblüfft die Statuette durch die Spontanietät der genrehaften Darstellung sowie die naturalistische Körperwiedergabe. Vergleichbare Bewegungsstudien bzw. Darstellungen kleiner Kinder sind etwa im Medium der Zeichnung bekannt. Als beispielhaft können vor allem die in größerer Anzahl erhaltenen Kinder-Statuetten seines berühmten Lehrers Leonhard Kern gelten. Dennoch beweist Pfründt stilistische Eigenständigkeit: Die nicht typisierte Darstellung schildert eine konkrete Entwicklungsphase des Kleinkindes.

Möglicherweise waren die drei original angesetzten Extremitäten – beide Beine und der linke Arm – zur Abnahme von Formen für die Herstellung eines intermediären Modells gedacht, so dass die Herstellung einer Bronze nach der Buchsbaumstatuette denkbar erscheint. Unabhängig von der möglichen Modellfunktion heben Monogramm und Jahreszahl Pfründts künstlerische Inventionskraft hervor.

Dr. Jens L. Burk