Gebetbuch Kaiser Ottos III.

Bayerische Staatsbibliothek, München

Das Gebetbuch Kaiser Ottos II. ist die bedeutendste Erwerbung der Bayerischen Staatsbibliothek seit der Säkularisation am Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Handschrift war seit der Barockzeit im Besitz der Grafen von Schönborn, Teil ihrer eindrucksvollen Bibliothek im Schloss Pommersfelden.

Die Handschrift gehört zu den äußerst seltenen Königsgebetbüchern des frühen Mittelalters. Sie ist das einzige erhaltene Gebetbuch eines Herrschers aus ottonischer Zeit und enthält als Denkmal von hohem historischen und kunstgeschichtlichen Rang Gebete für den privaten Gebrauch des Herrschers. Das Gebetbuch Ottos III. ist innerhalb der Buchmalerei von den großen Königs- und Kaiserhandschriften des ausgehenden I0. und 11. Jahrhunderts in Mainz entstanden. Herausragend ist das im Format kleine Gebetbuch im Zusammenhang mit der ottonischen Herrscherikonographie. Zu der seiner Bedeutung würdigen Ausstattung gehören die Verwendung einer Goldminuskel auf gerahmtem Goldgrund, 25 kleine Goldinitialen am Beginn der Psalmen und Gebete und vor allem fünf ganzseitige Miniaturen, auf denen der jugendliche Herrscher dreimal dargestellt ist.

Zwei doppelseitige Miniaturen zeigen das Verhältnis des Kaisers zu Christus und drücken die Vorstellung vom göttlichen Ursprung des Herrschers sowie seine Stellung als Stellvertreter Christi aus. Die Darstellungen dieser Miniaturen sind byzantinisch beeinflusst, wohl durch Vermittlung der Kaiserin Theophanu. Die byzantinischen Vorbilder sind aber gezielt umgestaltet und dem eigens für das Gebetbuch entworfenen, thematisch höchst anspruchsvollen Programm angepasst und eingefügt. Die Dedikationsminiatur am Schluss des Gebetbuchs gibt der Handschrift auch den Charakter der Repräsentation. Die Verarbeitung byzantinischer und italischer Vorlagen lässt die Rolle erkennen, die vorher der Hof Ottos II. als Vermittler dieser vielfältigen Einflüsse gespielt haben muss.

Eberhard Dünninger

Abbildung:

Gebetbuch Kaiser Ottos III., um 984/985
©Bayerische Staatsbibliothek, München