Gabriele Münter, Knabenkopf (Willi Blab), 1908

Museum Ludwig, Köln

Der Expressionismus ist in der Sammlung des Museum Ludwig stark vertreten, ein Bild von Gabriele Münter fehlte bislang und war ein großes Desiderat.  Gabriele Münter (* 19. Februar 1877 in Berlin; † 19. Mai 1962 in Murnau) war eine zentrale Künstlerfigur des Expressionismus und insbesondere der Künstlergruppe »Der Blaue Reiter«, die sich in ihrem Haus in Murnau 1911 gründete.

Das Portrait des Jungen stammt aus dem wegweisenden Jahr 1908, in dem Gabriele Münter nach einer postimpressionistischen Phase erstmals zu einer eigenen, flächigen, stark farbigen und malerisch freien Umsetzung kommt. 1908 ist das Jahr, in dem ihre erste Einzelausstellung (in Köln) stattfindet, in dem sie nach vielen Jahren des Reisens Murnau entdeckt, wo sie kurz darauf ein Haus kauft, in dem sie mit Unterbrechungen bis zum Ende ihres Lebens lebte.

Willi Blab (1901- 1981) war ein Sohn des Vergolders August Blab und seiner Frau Therese. Die Familie Blab wohnte im selben Haus, wo Münter ihr Atelier hatte.

In diesem Atelier hat die Künstlerin den Knabenkopf (Willi Blab) gemalt – ein frontales Brustportrait mit prägnanten Augen und Ohren und einer unverwechselbaren starken flächigen Farbigkeit, die nur im konturierten und schattierten Gesicht changiert. Die Flächigkeit überträgt Münter hier aus ihren seit ihrem Parisaufenthalt 1907 realisierten starken Holzschnitten, die Intensität der Farbigkeit  ist durch ihre neue Seherfahrung im gerade von ihr entdeckten Murnau inspiriert.

Im Hinblick auf die Sammlung des Museum Ludwig bedeutet das Bild Knabenkopf (Willi Blab) eine große Bereicherung und es ist ihm ein fester Platz in der Schausammlung sicher.  Im direkten Umfeld zu Portraits von Modersohn-Becker, Jawlensky, Matisse, van Dongen, Kirchner oder Pechstein und im Dialog mit Künstlerkollegen des „Blauen Reiters“ wie Kandinsky, Macke und Marc schließt dieses repräsentative Bild einer international bisher vielfach übersehenen Künstlerin eine große Lücke in der Sammlung des Museum Ludwig.

Rita Kersting