Frühchinesische Bronzen 12.-11. Jahrhundert v. Chr.

Museum für Ostasiatische Kunst, Berlin

Oskar Trautmann (1877-1950) sammelte während seiner Amtszeit als deutscher Botschafter in China bis 1937 frühchinesische Bronzen und chinesische Malerei. Zwanzig seiner Bronzen sind in dem von Gustav Ecke 1939 in Peking herausgegebenen Katalog „Frühe chinesische Bronzen aus der Sammlung Oskar Trautmann“ publiziert. Oskar Trautmann war der Ostasiatischen Kunstsammlung in Berlin in besonderer Weise verbunden; so befanden sich einst einige der im Katalog publizierten Bronzen „als Leihgabe in der Ostasiatischen Abteilung der Staatlichen Museen zu Berlin“. Die Sammlung Trautmann ist heute weitgehend verschollen, eine Suchmeldung wurde in die Lost Art Internet Database eingestellt. Lediglich zwei Ritualgefäße vom Typ ding und das Fragment eines Ritualgefäßes vom Typ jue aus dem Bestand von ehemals 20 Bronzegefäßen befanden sich noch in Familienbesitz, wurden 1998 dem Museum als Dauerleihgabe übergeben und daraufhin erstmals wieder der Öffentlichkeit vorgestellt.

Von Anbeginn waren den Chinesen die bronzenen Ritualgefäße kostbar, die eine bedeutsame Rolle im rituellen Zeremoniell und als Embleme politischer Macht und Autorität spielten. In chinesischen Sammlungen bildeten archaische Bronzen spätestens seit der Song-Dynastie (960-1279) einen Schwerpunkt. Der erste in einer Reihe von zahlreichen illustrierten Bronzekatalogen erschien in China bereits im Jahre 1092.

Von überragender Qualität ist das Ritualgefäß Nr. 1. Von monumentaler Form und mit einem scharf modulierten Tiermaskendekor apotropäischen Charakters, dem Leitmotiv chinesischer Ritualbronzen vom 12. bis 9. Jh. v. Chr., versehen, zählt es zu den schönsten Beispielen seiner Art. Die Wandung zeigt taotie mit kurzen Körpern über leiwen-Grund. Die Beine tragen Zikadenmotive. Ritualgefäß Nr. 2 besitzt eine Schulter mit Vogeldrachen-Dekorband; die Bauchzone ist mit Zikaden in hängenden Dreiecken geschmückt. Beide Gefäße befinden sich in vorzüglichem Erhaltungszustand und sind jeweils mit einer Inschrift versehen, die den Namen des Betreffenden nennt, zu dessen Ehren das Gefäß gefertigt wurde. Inschriften erhöhen die Wertschätzung (und natürlich den Wert) von Bronzegeräten seit dem Beginn des Sammelns dieser Kunstgewerbsgattung in China vor über 1000 Jahren. Das Fragment besticht ebenfalls durch einen klar gegliederten und gut erhaltenen Dekor, ist jedoch auf dem Kunstmarkt nur von geringem Wert. Seine Wandung zeigt taotie mit kurzen Körpern über leiwen-Grund; verloren sind die Ausgusstülle mit den beiden pfostenartigen Aufsätzen, der Henkel und eines der drei Beine.

Dr. Herbert Butz

Abbildung:

Frühchinesische Bronzen 12.-11. Jahrhundert v. Chr.
© Museum für Ostasiatische Kunst, Berlin