Friedrich Gottlob Hoffmann, Schreibschrank 1795

GRASSI Museum für Angewandte Kunst, Leipzig

Die Messe- und Buchstadt Leipzig bot dem Tischler und Unternehmer F. G. Hoffmann geeignete Voraussetzungen, 1789 den ersten deutschen Versandkatalog für Möbel herauszugeben. Ein zweites „Verzeichnis und Muster-Charte“ erschien zur Jubiläumsmesse 1795. Unter Tab. XXXVI. wirbt Hoffmann für „Ein Büreau mit feinen lakirten englischen Platten. Es sind zwei Schreibpulte angebracht, und das eine zum Sitzen, das andere zum Stehen eingerichtet. Jenes befindet sich im untern, dieses im mittlern Theile. Unter diesem ist noch ein geräumiger Kasten mit verschiedenen Abtheilungen, welche man selbst nach Gefallen verändern kann. In dem obern Theile wird die große Klappe in die Höhe geschoben, um zu der innern Einrichtung zu kommen, welche ungemein viele Bequemlichkeit hat.“

Das ausgeführte Möbel stimmt nahezu vollständig mit den Angaben der „Muster- Charte“ überein. Selbst die Beschläge sind weitestgehend mit der Abbildung identisch. Die Motive der mit antikischen Szenen bemalten „englischen Platten“ kehren auf dem ausgeführten Möbel spiegelverkehrt wieder und sind hier zusätzlich auf die Seitenpartien des Mittelteils ausgedehnt. In seiner Vorrede erwähnt Hoffmann ausdrücklich, dass die meisten der im Katalog vorgestellten „Meubles“ bereits vorrätig seien. Wahrscheinlich gehörte auch dieses von englischen Vorbildern inspirierte, außergewöhnlich edel ausgeführte und reich dekorierte Verwandlungsmöbel zu den im Hoffmannschen Magazin in Reichels Garten ausgestellten Stücken.

Ausführung: Blindholz: Fichte und Kiefer, Schubkästen und Eingerichte: Linde und Kirsche; Furnier: Mahagoni und Ahorn, teilweise gebeizt; Einlagen auf Türen, Schreibklappen bzw. Seitenfeldern: polychrome Malerei in Öl auf Eisenblech, im Tympanon: ein rundes Medaillon, blau-weiße Jasperware; die Schreibplatten mit grünem Filz belegt; Beschläge: Gelbguss, Messingblech, gedrückt, teilweise feuervergoldet

Dr. Eva Maria Hoyer

Abbildung:

Friedrich Gottlob Hoffmann, Schreibschrank 1795
© GRASSI Museum für Angewandte Kunst, Leipzig