Erwerbungen aus der Sammlung Bienert, 1 Aquarell von Emil Nolde und neun Zeichnungen Conrad Felixmüllers

Städtische Galerie Dresden

Zum erworbenen Konvolut gehört u.a. ein Aquarell von Emil Nolde, welches wohl Ende der 1920er Jahre entstanden ist. Nolde hatte zu Beginn des Jahrhunderts zeitweise der Dresdner Künstlergruppe „Brücke“ angehört und nahm auch später häufig an Ausstellungen in Dresden teil, so 1922 als Gast der Dresdner Sezession - Gruppe 1919 oder 1933 im Rahmen einer Aquarell-Ausstellung der Galerie Arnold. Wahrscheinlich erwarb Friedrich Bienert das Blatt bei einer solchen Gelegenheit, denn direkte Kontakte zwischen ihm und dem Künstler sind nicht belegt. In der Sammlung der Städtischen Galerie Dresden nimmt das Aquarell als einziges Werk Noldes eine besondere Stellung ein.

Die Sammlerin Ida Bienert hatte zu den frühesten Förderern des künstlerisch frühreifen Conrad Felixmüller gehört. Der Künstler berichtete später, dass sie ihn 1918 in seinem Atelier besuchte und Arbeiten von ihm erwarb. In der Folgezeit dedizierte der Künstler der Sammlerin einige Originalgrafiken zu familiären Anlässen wie Verlobung, Hochzeit und Kindsgeburt. Ida Bienert förderte Felixmüller jedoch nach 1918 nicht weiter. Möglicherweise war dessen politisches Engagement ein Grund dafür – er war seit Anfang 1919 Mitglied der KPD und trat öffentlich, u. a. mit Illustrationen in der Zeitschrift „Die Aktion“, für seine politische Überzeugung ein. Dafür nahm nun Friedrich Bienert die Stelle seiner Mutter ein. Er war der Dresdner Sezession - Gruppe 1919 verbunden und persönlich mit Felixmüller bekannt. Das Konvolut von farbigen Zeichnungen aus seinem Nachlass zeigt anschaulich die Formexperimente des Künstlers sowie seine damalige Auseinandersetzung mit literarischen Themen. Einige der Zeichnungen haben jedoch auch autobiografische Hintergründe: So ist im männlichen Porträt des Blattes „Paar im Mondschein“ ein Selbstbildnis des Künstlers zu erkennen. Die immer wieder auftauchende blonde Frau ist dementsprechend möglicherweise Felixmüllers damalige Partnerin Lotte Wahle. Die Zeichnungen sind bisher nicht publiziert und kaum zur Kenntnis genommen worden, dabei stellen sie eine qualitätvolle Ergänzung zu Felixmüllers anerkanntem druckgrafischen Werk dieser Jahre dar.

Johannes Schmidt

Abbildungen:
1 Conrad Felixmüller, Paar im Mondschein, 1916/17, Bleistift, farbige Kreiden, 41,7 x, 29,1 cm, bez. u. l. FM
2 Emil Nolde, Mutter und Kind, undatiert, Aquarell, 34,7 x 48,2 cm, bez. u. M.: Nolde,
© Nolde Stiftung Seebüll