Erich Heckels Fischermädchen in Oldenburg

Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Oldenburg

Die Werke der Brücke-Künstler aus der Zeit ihrer Sommeraufenthalte in Dangast am Jadebusen gehören zu den identitätsstiftenden Arbeiten des Landesmuseums Oldenburg.

Schon bei der Eröffnung des Museums im Oldenburger Schloss 1923 zählten Gemälde und grafische Arbeiten von Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff, die seit 1907 ins Oldenburger Land gekommen waren, zum Gründungsbestand der ‚Modernen Galerie’ des Museums. Stolz berichtete der Gründungsdirektor Walter Müller-Wulckow Erich Heckel, dass es ihm bereits „bei der ersten Zusammenkunft der Ankaufskommission“ gelungen sei, eine seiner Dangaster Landschaften für das Museum zu erwerben: „Das ist die erste Bresche für die frische Luft in Oldenburg.“

Wie in nahezu allen deutschen Museen wurden auch in Oldenburg 1937 die Werke der Moderne als „entartete Kunst“ beschlagnahmt. Allein von Heckel und Schmidt-Rottluff fielen der Beschlagnahme zwölf Werke zum Opfer.

1957 erinnerten das Landesmuseum und der Oldenburger Kunstverein mit der Ausstellung „Maler der Brücke in Dangast“ erneut an den folgenreichen Aufbruch in die Moderne. Heckel, Schmidt-Rottluff, die befreundete Malerin Emma Ritter und Max Pechstein stellten für diese Ausstellung bedeutende Leihgaben zur Verfügung. Das Landesmuseum hat sich seither kontinuierlich bemüht, die Verluste auszugleichen und wichtige Werke der Dangaster Brücke-Zeit zu erwerben.

Der Holzschnitt „Fischermädchen“ von 1908 ist ein ikonisches Beispiel für den typischen Brücke-Stil, der von Heckel und Schmidt-Rottluff in Dangast entwickelt wurde: Alles Jugendstilhafte lässt das roh, fast brutalistisch erscheinende Blatt hinter sich; das elegante Schwarz-weiß der Holzschnittkunst der Jahrhundertwende wird zugunsten einer radikalen Formensprache überwunden, die sich – wie im Programm der Künstlergemeinschaft 1906 formuliert – das unmittelbare und unverfälschte Schaffen zur Maxime gemacht hatte.

Heckel schenkte das Blatt nach Abschluss der Ausstellung 1957 dem Oldenburger Kunstverein. Der Ankauf durch die Ernst von Siemens Kunststiftung sichert den Holzschnitt nun dauerhaft für das Landesmuseum Oldenburg.

Prof. Dr. Rainer Stamm

Abbildung: Erich Heckel (1883-1970), Fischermädchen, Holzschnitt, 1908,
36,9 x 21,2 cm, © Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Oldenburg
Fotograf: Sven Adelaide