Epitaph des Amtshauptmanns Otto von Pogk, 1578

Stadtkirche St. Nikolai zu Coswig/Anhalt

Das Epitaph des Amtshauptmanns Otto von Pogk ist für die Coswiger Stadtkirche das prächtigste Zeugnis aus der Reformationszeit. Mit seinen beiden Bildtafeln, einer Ölbergszene im Zentrum und der Auferstehung im oberen Teil sowie dem aufwendig geschnitzten und gefassten Schmuckrahmen gehört es zu den herausgehobenen Stücken der Cranachwerkstatt, die sich am  Originalstandort nahezu unverändert erhalten haben. Form- und farbverändernde Restaurierungen wurden nicht nachgewiesen.

Beide Holztafelbilder befanden sich, abgesehen von einer enormen Oberflächenverschmutzung, holz- und maltechnisch in einem überwiegend guten Zustand. Nach den notwendigen Konservierungsmaßnahmen und der Bildreinigung wurde entschieden, den nicht ursprünglichen aber gut erhaltenen Firnis zu belassen.

Die Holzsubstanz des geschnitzten Epitaphrahmens, mit seinen dreidimensionalen Pilasterfiguren, war durch holzzerstörende Insekten massiv beschädigt. Destabilisierte Holzbereiche wurden durch Tränkung mit Festigungsmittel konsolidiert. Ergänzungen der Holzsubstanz erfolgten mit Balsaholz. Profile wurden in Lindenholz nachgefräst, bzw. fehlende Teile wie Finger geschnitzt.

Eine massive Schädigung der Farbfassung insbesondere des Rahmens  wurde am oberen Gesimsprofil und den Figuren-Inkarnaten festgestellt. Nach der aufwendigen Konsolidierung folgten Oberflächenreinigung, Kreidegrundaufbau und Kittung sowie die farbliche Integration der Fehlstellen.  

Restauratorische Untersuchungen zu Bestand und Zustand wurden mit naturwissenschaftlichen Analysen zu Schadensphänomenen und maltechnischen Besonderheiten ergänzt. Begleitende kunsthistorische Recherchen beleuchten die Vita des unbekannten Amtshauptmanns. Im Rahmen des Cranach Digital Archiv www.lucascranach.org erfolgten Aufnahmen der Unterzeichnungen mit digitaler Infrarot-Reflektografie.

Alle Erkenntnisse des Projektes werden ausgewertet und in einer Abschlusspublikation zusammengefasst. Eine erste Publikation mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt ist in Vorbereitung. Besucher der  aktuellen Landesausstellung in Wittenberg „Cranach der Jüngere“ vom 26.6.-1.11.2015 haben die Möglichkeit ein weiteres Kunstwerk Cranachs an einem authentischen Ort  zu erleben. St. Nicolai ist eine „Offene Kirche“ und am Elberadweg sowie direkt an der A9 gelegen.

Albrecht Körber