Ein Spitzenstück aus oranischem Erbe kehrt nach Dessau zurück - G. van Honthorst, Prinz Wilhelm von Oranien-Nassau und drei seiner Schwestern, 1635

Kulturstiftung Dessau-Wörlitz

 

Das lange verschollen geglaubte Gemälde Gerrit van Honthorsts (1592–1656) zeigt den 1626 geborenen Prinzen Wilhelm von Oranien-Nassau und seine drei jüngeren Schwestern Louise Henriette, Isabella Charlotte und Albertine Agnes. Das vom Künstler auf 1635 datierte Bild ist ein einzigartiges Zeugnis höfischer Kunst- und Kulturgeschichte am Statthalterhof des Friedrich Heinrich von Oranien-Nassau und der kunstsinnigen Amalia von Solms: Augenfällig wird hier auf das Gedeihen und den gesicherten Fortbestand der Dynastie verwiesen. Zugleich ist das allegorische Gemälde ein schönes Beispiel für den innovativen Porträtstil des aus Utrecht stammenden Hofmalers, dessen Bilder schon die Zeitgenossen durch Leichtigkeit in Darstellung wie Farbauftrag begeisterten.

Die Bildbiographie ist spannend: Bis 1673 im Paleis Noordeinde in Den Haag nachweisbar, gelangte es auf dem Wege verschiedener Erbschaftsvorgänge nach Anhalt-Dessau. Hierhin hatte die verwitwete Amalia von Solms im Jahr 1659 ihre 1637 nachgeborene Tochter Henriette Catharina verheiratet. Das Gruppenporträt ihrer älteren Geschwister muss sich seit dem Tod ihrer Schwester Albertine Agnes im Jahr 1696 im Besitz der Henriette Catharina von Anhalt-Dessau befunden haben. Bis 1939 ist es noch im Gemäldebestand der Herzöge von Anhalt nachweisbar, erst in den Kriegswirren verliert sich seine Spur. Die Erbengemeinschaft von Anhalt meldete es bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien als sogenannten Verlust an. Nun tauchte das Bild auf dem Kunstmarkt auf – ein seltener Glücksfall.

Für die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz ist die reizvolle Darstellung der niederländischen Statthalter-Kinder ein zusätzliches Spitzenstück: Sie bereichert die hochkarätige Sammlung der Stiftung, die einen der größten Gemäldebestände des Hauses Oranien-Nassau in Deutschland und damit ein wichtiges Zeugnis des niederländisch-deutschen Kulturtransfers um 1700 bewahrt und erschließt. Künftig wird das Gemälde im Festsaal des von Henriette Catharina von Anhalt-Dessau erbauten Schlosses Oranienbaum präsentiert, gemeinsam mit anderen Bildnissen der oranischen Dynastie, zu denen auch weitere Porträts der Statthalterfamilie von der Hand Gerrit van Honthorsts gehören.

Dr. Anette Froesch, Leiterin Abteilung Schlösser und Sammlungen

Abbildung:

Gerrit van Honthorst, Prinz Wilhelm von Oranien-Nassau und drei seiner Schwestern, signiert und datiert 1635, Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Inv.-Nr. I-719 © Sotheby’s