Ein seltener Akeleipokal kehrt nach Schmalkalden zurück

Museum Schloss Wilhelmsburg, Schmalkalden

Bei einer Versteigerung des Auktionshauses Lempertz im Mai 2022 gelang es dem Museum Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung, einen seltenen, um 1630 in der Stadt gefertigten, Akeleipokal zu erwerben.

Die Punzierung „IR“ deutet mit großer Wahrscheinlichkeit darauf hin, dass der prunkvolle Pokal vom Schmalkalder Goldschmied Jörg (Georg) Ries gefertigt wurde. Jörg Ries wurde am 11. August 1585 als Sohn des Goldschmiedemeisters Bernhard Ries in Schmalkalden getauft. Er war zweimal verheiratet. Aus den Ehen gingen mehrere Kinder hervor. Jörg Ries starb im Alter von 55 Jahren am 21. September 1640 in seiner Geburtsstadt. Die Familie Ries war eine reichsweit verzweigte Goldschmiede- und Wappenschneiderfamilie mit Werkstätten in Augsburg, Nürnberg, Frankfurt oder Kassel. Ihre Werke waren beim Hochadel äußerst beliebt.

Der in seiner Form den Blüten eine Akeleipflanze angelehnte Schmalkalder Pokal, der repräsentativen Zwecken diente, ist 32,5 cm hoch, 331 g. schwer, hat einen sechsfach gebuckelten Fuß und schlanken Schaft mit birnenförmigen Nodus (Knauf). Die eingeschnürte Kruppa ziert flach getriebenes Rollwerk und Vasenmotive zwischen zwei großen Buckelreihen. Am Lippenrand befindet sich das punktgravierte (derzeit aber noch nicht zuordenbare) Besitzermonogramm „AVRGVKW“. Auf dem ein wenig aufgewölbten, ebenfalls gebuckeltem Deckel findet sich als Bekrönung die Figur eines römischen Legionärs, der in seiner linken Hand einen Schild und in der rechten eine Lanze hält. Die Pokalform ist streng mit der Nürnberger Goldschmiedekunst verknüpft.

Der seltene, aus einer rheinland-pfälzischen Privatsammlung stammende Akleipokal, wird in der neukonzipierten Dauerausstellung zur Stadtgeschichte Schmalkaldens einen repräsentativen Platz einnehmen.

Dr. Kai Lehmann

Abbildung:

Jörg (Georg) Ries: Akeleipokal, Silber, vergoldet, um 1630, Höhe: 32,5 cm, Gewicht: 331 g, Museum Schloss Wilhelmsburg, Schmalkalden.

Inv.-Nr. SI 10240
©Museum Schloss Wilhelmsburg, Schmalkalden