Ein Hauptwerk Paul Heermanns bereichert die Kunstsammlungen Dresden, 18. Jhd.

Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Die Skulptur zeigt Saturn, den Gott des Ackerbaus und Regenten des Goldenen Zeitalters, der seine schöne Gattin Ops, die Göttin der Fruchtbarkeit, bewundernd emporhebt. Die Gruppe, die als Allegorie der glanzvollen Epoche Augusts des Starken interpretiert werden kann, ist eine Schöpfung von Paul Heermann, dem letzten großen Barockbildhauer in Sachsen und Böhmen. Dieser empfing seine Ausbildung bei seinem Onkel, dem sächsischen Hofbildhauer Johann George Heermann (um 1645–nach 1700), mit dem er an der Ausführung des monumentalen Skulpturenschmucks der Freitreppe von Schloss Troja bei Prag arbeitete. Um 1700 hielt sich Paul Heermann zu Studienzwecken in Rom auf, was seinem Stil entscheidende Impulse gab. Vor allem das Werk Berninis scheint tiefe Eindrücke bei ihm hinterlassen zu haben. Ab 1705 war Paul Heermann in Dresden ansässig, wo er unter anderem am Zwinger und im Großen Garten mitwirkte. Viele seiner Werke wurden jedoch schon früh zerstört und so erlangte er nie die Bekanntheit eines Balthasar Permoser.

Der Ankauf von „Saturn und Ops“ stellt eine enorme Bereicherung der Dresdner Skulpturensammlung dar, die bisher nur Büsten und kleinformatige Arbeiten von Paul Heermann besitzt, während sich im Grünen Gewölbe noch einige Elfenbeinarbeiten des Meisters befinden. Mit diesem Werk ist es nun möglich, endlich auch eine Vorstellung von seinen monumentalen Schöpfungen zu erlangen und den Künstler völlig neu zu bewerten. Darüber hinaus konnte ein Hauptwerk der sächsischen Barockskulptur, von der so wenig erhalten geblieben ist, für Dresden gesichert werden.

Die Skulptur befand sich spätestens seit 1809 in Lucklum, dem Sitz des Deutschen Ritterordens für die Ballei Sachsen, der im 18. Jahrhundert eine besondere Blüte erlebte. Dennoch ist anzunehmen, dass die Gruppe nicht für diesen Ort gemacht wurde, sondern im Zusammenhang mit der Hochzeit des Kurprinzen Friedrich August mit der Kaisertochter Maria Josepha 1719 entstand, in deren Rahmen die berühmten „Saturnalia Saxoniae“ gefeiert wurden, was die außergewöhnliche Ikonographie erklären würde.

Dr. Claudia Kryza-Gersch

 

Abbildung:

1 Paul Heermann, Saturn und Ops, um 1720/25, Marmor, H. 140cm, © Staatliche Kunstsammlungen Dresden (SKD)
2-4 Detailansichten