Echter Teppich aus Brüssel (Schwedenteppich), 2. Hälfte 16. Jahrhundert

Fürstenbaumuseum der Feste Marienberg ob Würzburg

1631 wurde das Würzburger Schloss Marienberg, das Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn um 1600 in eine glanzvolle Residenz verwandelt hatte, von schwedischen Truppen geplündert. Das gesamte mobile Inventar ging damals verloren. Es sorgte daher für Aufsehen, als ein besonders qualitätvolles Stück aus der Schwedenbeute nach 386 Jahren wieder in Würzburg zu sehen war: Eine 4 x 5 Meter messende Tapisserie bildete einen zentralen Blickfang der Ausstellung Julius Echter Patron der Künste. Konturen eines Fürsten und Bischofs der Renaissance, die das Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg im Sommer 2017 gezeigt hat.

Der in schwedischem Privatbesitz aufgespürte Teppich war Teil einer ganzen Serie, die das Leben des altbiblischen Helden David illustrierte. Echter hat sie für sich in Brüssel anfertigen lassen. Neue Forschungen im Vorfeld der Ausstellung haben das Wissen um die Entstehungsumstände des Wandbehangs erheblich vermehrt. Stilistisch ist er ein typisches Produkt der flämischen Bildwirkerei der Spätrenaissance. Die Vorlage lieferte Nicolaas van Orley, der einer großen Brüsseler Teppichweber-Dynastie entstammte, als Entstehungszeit konnten die späten 1570er Jahre ermittelt werden – genau die Jahre also, in denen Julius Echter Schloss Marienberg weitgehend neu errichten und ausstatten ließ.

Dargestellt ist die Szene, da König Saul dem jungen David die Waffen für den Kampf gegen Goliath übergibt. Der Hirtenjunge wehrt ab, denn er vertraut auf Gott – sowie auf die Steine in seiner Hand, mit denen er den Philister niederstrecken wird. In den Rahmenszenen wird getafelt, getändelt und musiziert. Dank seiner überlegten Komposition wirkt das vielfigurige Werk nicht überladen, die technische Durchführung ist brillant. Wegen seines erzählerischen Reichtums und seiner handwerklichen Virtuosität legt dieses einzelne Werk ein beispielhaftes Zeugnis für die Wohnkultur und das Anspruchsniveau am Hof Julius Echters ab. Die Ernst von Siemens Kunststiftung hat die Kosten für seine konservatorische Ertüchtigung und die überaus effektvolle Präsentation übernommen. Auf diese Weise konnte das mutmaßlich teuerste Kunstwerk, das dieser Fürstbischof jemals erworben hat, überhaupt in der Ausstellung gezeigt werden.

Prof. Dr. Damian Dombrowski


Abbildungen:
1 Brüsseler Manufaktur (nach Nicholaas van Orley), David wird von König Saul für den Kampf gegen Goliath gerüstet, Schloss Ericberg bei Katrineholm
2 Detail: Echterwappen
3 Detail: Tafelfreuden
© Fürstenbaumuseum der Feste Marienberg ob Würzburg