Ecce homo – Geißelchristus im Schrein, um 1740/50

Herzogliches Georgianum, München

Der Geißelheiland in seinem Schrein gehört zu den besonders bemerkenswerten Kunstwerken der Kunstsammlung des Herzoglichen Georgianums. Die Skulptur besitzt eine außergewöhnliche Fasstechnik: Die Wundmale Christi wurden nicht alleine schnitzerisch dargestellt, sondern ergänzend mit einem faserigen, papierartigen Material gestaltet, wodurch sich eine differenzierte und expressive Plastizität ergibt. Außerdem ist an der Skulptur die originale Fassung des 18. Jahrhunderts sichtbar, was ebenfalls eine Besonderheit darstellt. Skulptur und Schrein waren konservatorisch sehr gefährdet: Die Fassungen waren gelockert und teilweise bereits abgeblättert. Weitere Substanzverluste waren zu befürchten. Die Papierapplikationen waren teilweise geknickt und gebrochen. Zusätzlich war das Erscheinungsbild des Kunstwerkes ungepflegt und restaurierungsbedürftig: Die Oberflächen waren verschmutzt und verdunkelt, ein Wasserschaden hatte größere Flecken und Laufspuren an den blauen Innenseiten des Schreins hinterlassen. Alte Ausbesserungen an den Vergoldungen und Versilberungen waren fleckig verschwärzt. Um die Restaurierungsmaßnahmen im Detail festzulegen, wurde eine Befunduntersuchung durchgeführt und ein Restaurierungskonzept für die Skulptur und den Schrein entwickelt. Mit der Konservierung wurde das Kunstwerk in seiner Substanz stabilisiert und der Verfallsprozess unterbrochen. Darüber hinaus wurde dem Bildwerk mit der Restaurierung ein würdiges, gepflegtes Erscheinungsbild zurückverliehen. Der überkommene Fassungszustand wurde generell erhalten. Störend veränderte Überarbeitungen des 20. Jahrhunderts wurden punktuell abgenommen, überwiegend aber mit Retuschen in den historischen Fassungsbestand integriert. Fassungsschäden wie Fehlstellen und Wasserränder wurden ebenfalls mit Retuschen optisch beruhigt. Insgesamt konnten die künstlerische und religiöse Bedeutung des „Ecce Homo“ mit den Restaurierungsarbeiten wieder zur Geltung gebracht werden.

Ulrike März / Rolf-Gerhard Ernst