Die Straße (Max Beckmann)
Berlinische Galerie, Museum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin
Das Bild „Die Straße“ war einst Bestandteil einer großen Figurenkomposition von Max Beckmann, die 1914 auf der „Ersten Ausstellung der freien Secession“ in Berlin gezeigt wurde. 1928 hate Beckmann dieses Bild zerschnitten. Den hochformatigen Ausschnitt datierte er (fälschlicherweise) auf das Jahr 1913 und widmete es seiner zweiten Frau Quappi. Die ursprünglichen Randfiguren geraten nun in das Zentrum des Bildes: in der Mitte der Maler selbst, nach links, von ihm abgewandt, die Sängerin Minna Tube, Beckmanns erste Frau, die ihn bald darauf verlassen sollte. Im Vordergrund schwenkt der kleine Sohn Peter ein rotweißblaues Fähnchen. Das Bild entstand in Berlin, bevor Beckmann 1915 aus einer persönlichen wie künstlerischen Krise heraus nach Frankfurt am Mainz übersiedelte. Es handelt sich um eine Manifestation des Abschiedes von seiner ersten Berliner Lebensphase.
Beckmann selbst hierlt das Bild für eines seiner besten Werke. Es ragt aus den Straßenbildern heraus, die zu Beginn des Ersten Weltkrieges in seinem Oeuvre die großen Historienbilder ablösten. Das Gemälde weist vor allem in der Komposition schon auf die hochgestaffelten Figurenkompositionen seiner Spätzeit hin, mit denen er sich einen ersten Platz unter den Malern dieses Jahrhundert sichern sollte.
Jörn Merkert
Abbildung: ©Berlinische Galerie
Max Beckmann (1884-1950)
Die Straße, 1914
Öl / Leinwand, 171 x 72cm
Berlinische Galerie, Museum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin