Die Naumburger Chorbücher ‒ Großformatige Pergamenthandschriften gesichert

Naumburger Domstiftsbibliothek

Ein besonderer Schatz der Naumburger Domstiftsbibliothek sind die acht großformatigen und reich mit Miniaturen ausgestatteten Chorbücher. Sie wurden zu Beginn des 16. Jahrhunderts im Auftrag des Meißner Bischofs Johannes VI. von Saalhausen und seines Domkapitels für den Meißner Dom gefertigt. Die illuminierten Pergamenthandschriften zeigen die komplette Liturgie der Meißner Domkirche eines Jahreslaufs. Nachdem die Handschriften durch die Ereignisse der Reformation zunächst in landesherrliche Hände gelangten, gingen sie durch diplomatisches Geschick in den Besitz des Naumburger Domkapitels über. Dort fanden die Chorbücher bis ins 19. Jahrhundert im Ostchor des Naumburger Domes für das Stundengebet Verwendung. Angesichts dieser Tradition kommt den Handschriften nicht nur für die Liturgiegeschichte des mitteldeutschen Raumes eine besondere Bedeutung zu. Überhaupt zählen sie mit ca. 84 × 63 × 17 cm zu den größten spätmittelalterlichen Pergamenthandschriften weltweit. Diese einmaligen Zeugnisse sind jedoch durch erhebliche Schäden an den Einbänden aber auch an Tinte und Pergament bedroht. Der kontinuierliche Gebrauch der Handschriften hat den Erhaltungszustand immer weiter verschlechtert. Fünf dieser überaus wertvollen Handschriften wurden bereits konservatorischen und restauratorischen Maßnahmen unterzogen. Mit Hilfe der Ernst von Siemens Kunststiftung können nun auch die letzten drei Bände gesichert werden und durch ein umfangreiches Restaurierungsprojekt für die Öffentlichkeit erlebbar zurückgewonnen werden. Die damit einhergehende intensive Beschäftigung mit den Handschriften führt zahlreiche Wissenschaftler und Institutionen zum gemeinsamen Wirken zusammen: die Restauratoren der Fachhochschule Köln, das Handschriftenzentrum der Universitätsbibliothek Leipzig, die Thüringische Universitäts- und Landesbibliothek Jena mit ihrem Digitalisierungszentrum, Liturgiewissenschaftler der Hochschule für Musik in Weimar sowie die wissenschaftlichen Mitarbeiter der Vereinigten Domstifter.