Die Legende der Heiligen Barbara, um 1530/1540

Kunstmuseen der Stadt Erfurt, Angermuseum

Die vier Flügel eines Wandelaltares zeigen als Sonntagsansicht in acht Feldern die Legende der Heiligen Barbara, auf der Werktagsansicht befinden sich in einer felsigen Landschaft ein Geistlicher und eine betende Frau zu Seiten eines Kruzifixes. Der ehemals mit Schnitzfiguren ausgestattete Mittelschrein des Altares ist verloren, ebenso die Schnitzfiguren auf den Feiertagsseiten der Flügel. Im Geschichtsverlauf sind die ursprünglich zusammenhängenden Tafeln vereinzelt worden. In den Berliner Museen hat man die acht Einzelbilder wohl 1883 in einem schmalen Goldrahmen vereint, dabei aber die korrekte Abfolge nicht beachtet. Diese Rahmung erwies sich sowohl ästhetisch als auch konservatorisch unbefriedigend. Die Tafeln waren zum Teil so stark verwölbt, daß Rahmenleisten herausgedrückt wurden, einige Tafeln wiesen Risse auf, alte Kittungen waren gelockert und aufgewölbt, die Malschicht stellenweise gelockert. Nachgedunkelte alte Retuschen und der fleckig verbräunte Firnis bewirkten einen unruhigen Eindruck der Malerei. Seit 1907 befindet sich das Werk als Dauerleihgabe im Angermuseum Erfurt, wo es wegen seines konservatorisch bedenklichen Zustandes zunächst nicht in die mit der Umgestaltung des Museums verbundene neue Präsentation aufgenommen werden konnte. Für die Ausstellung „Kontroverse und Kompromiß. Der Pfeilerbilderzyklus des Mariendoms und die Kultur der Bikonfessionlität im Erfurt des 16. Jahrhunderts“ im Cranach-Jahr 2015 wurden die Tafeln der notwendigen konservatorischen Behandlung unterzogen; dank der Förderung durch die Ernst von Siemens Kunststiftung konnte außerdem die restauratorische Bearbeitung des Firnis durchgeführt und ein neues Rahmensystem hergestellt werden, das den konservatorischen Anforderungen entspricht, die richtige Reihenfolge der Tafeln wiederherstellt und dem ästhetischen Gesamteindruck des Werkes besser gerecht wird. Ab Mai 2017 wird das Werk mit der Sonderpräsentation „Cranach vor und nach der Reformation“ wieder dauerhaft im Angermuseum zu sehen sein.

Karsten Horn