Der Marchese Paolo Corbelli (Antoine Pesne)

Neues Palais, Potsdam / Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Das bisher nur durch eine frühe zeitgenössische Überlieferung bekannte größte Porträt Antoine Pesnes entstand 1709 kurz vor dessen Übersiedlung als Hofmaler nach Berlin. So schrieb der Direktor der Académie française de Rome, Charles Poerson, am 14. September 1709 nach einem Besuch in Pesnes Atelier: „lequel jeune Pesne a fait un tableau d’un Retour de chasse, dont le héros est le Marquis Corbelli, Milanois, avec des chiens et du gibier“. Das Gemälde ist durch die Signatur fait a Rome par Antoine Pesne / 1709 zugleich das einzig erhaltene Werk aus seiner römischen Zeit.

Pesne war nach seinen Studien in Paris zunächst 1705 nach Venedig gegangen. Sein nachfolgender Aufenthalt in Rom dauerte bis gegen 1710. Die Berufung nach Berlin verdankte der Künstler dem 1707 entstandenen Großporträt des damaligen preußischen Gesandten in Venedig, Friedrich Ernst von Knyphausen. Pesne setzte sich in diesem Gemälde mit dem Stil der französischen Porträtwerkstätten von H. Rigaud und N. Largillière auseinander. Bei dem späten Corbelli-Bild ist der Einfluss von Francois Desportes‘ ganzfigurigem Selbstbildnis als Jäger von 1699 unverkennbar (heute: Louvre, Paris). Desportes hatte es zur Aufnahme in der Pariser Akademie vorgelegt.

Pesne erweist sich bei diesem Repräsentationsbild in der damals an den Akademien hochfavorisierten Hell-Dunkel-Malerei nicht nur als ein hervorragender Porträtist, sondern zeigt zudem sein Können als Tier- und Stilllebenmaler, dem auch die Landschaftsmalerei vertraut war. So souverän der 26-jährige Pesne hier den Marchese in fürstlicher Manier in Szene setzt, wird man den Meister später nicht oft erleben: Pesne konzentriert das Licht sehr geschickt auf die aussagestärksten Partien des Mittelbereichs. Die hoheitsvoll lässige Haltung des Marchese Corbelli erfährt durch die rote Mantelbahn, die den Kontur des linken abgewinkelten Arms wie zufällig wiederholt, eine gewichtige Akzentuierung. Der Arm weist mit gespreizten Fingern auf das Halsband des Hundes hin, das den Namen des Dargestellten verrät: „Del Marche/on Paolo Corbell“. Der Gestus wird noch durch die aufgebauschte weiße Manschette effektvoll gesteigert. Ein im Lichteinfall links auftauchender junger Page auf der Gegenseite unterstreicht den aristokratischen Anspruch dieses Repräsentationsgemäldes.

Winfried Baer

Antoine Pesne (1683-1757)

Der Marchese Paolo Corbelli, 1709

Öl / Leinwand, 304,3 x 231,5cm

Abbildung: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Fotograf: Wolfgang Pfauder