Dents du Midi (F. Hodler)
Alte Nationalgalerie Berlin
„Dents du Midi“ gehört zu einer Serie von Bildern, die Hodler während seiner Sommerferien in Chésières in den Waatländer Alpen malte. Das beinahe quadratische Gemälde zeigt das majestätische Bergmassiv im Süden des Genfer Sees. Die in der Ferne liegende dreigezackte Bergspitze ist in der rechten oberen Bildecke zu sehen. Die erhabene Symmetrie anderer Bergansichten, die den Gipfel in die Mitte setzen, ist hier aufgegeben zugunsten eines langsamen, bucklig rhythmischen Anstiegs, dessen Widerpart, der Abstieg durch den rechten Bildrand abgeschnitten wird. Der schlingende Verlauf des Bergrückens wird von den in den Tälern hängenden Wollen nachgezeichnet, die wiederum Bezug auf die niedrigeren Hügel im Vordergrund nehmen.
In der Strenge der Komposition und der Vereinfachung des Motivs liegt das Geheimnis der Hodlerschen Landschaftsmalerei, die die eruptive Vielfalt der Schweizer Begwelt in eine scheinbar endgültige bildnerische Form gebracht hat. Die vielfach vorherrschende Monochromie vor allem der letzten Gemälde verstärkt den Zug zum Kosmischen, in dem sich Spuren von Geschichte und Zivilisation verlieren. Diese Ansicht der Dents du Midi aus dem Sommer 1912 gibt in ihrem farblichen Wechsel von intensivem dunklem Stahlblau und Nebelweiß genau jene Stimmung wieder, die sich nach einem regenreichen Tag einstellt, wenn die Wolken aufbrechen und die Ferne in aller Klarheit zu sehen ist.
Angela Schneider.
Abbildung: ©Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Ferdinand Hodler (1853-1918)
Dents du Midi, Chésières am Genfer See, 1912
Öl /Leinwand, 76,5 x 70,5cm
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin