David Roentgen & Gebrüder Kinzing, Bodenstanduhr mit Flötenwerk 1785

Schaezlerpalais, Augsburg

Bodenstanduhren aus der um 1765 begonnenen Zusammenarbeit der Werkstätten von Roentgen und Kinzing genießen einen besonderen Ruf. Personen von hohem gesellschaftlichem Rang, die Adelshäuser und gekrönten Häupter Europas waren die Abnehmer für diese meist prächtig gestalteten Uhren. In einigen wenigen Fällen, zu denen auch die vorliegende Erwerbung zählt, wurde neben dem Uhrwerk auch noch ein Musikwerk eingebaut.

David Roentgen (1743-1807) übernahm 1772 von seinem Vater, dem Kunst- und Kabinetttischler Abraham Roentgen, dessen Werkstatt und führte sie in kürzester Zeit zu internationalem Ruf. Die gediegene und kunstvolle Ausstattung seiner Möbel brachten ihm zahlreiche Ehren ein; unter anderem war David Roentgen auch Ebéniste mécanicien du Roi et de la Reine (von Frankreich).– Christian Kinzing (1707-1804), einer der drei Söhne von Johann Kinzing, der die Uhrmacher- und Instrumentenmacher-Dynastie Kinzing begründete, war wohl der bedeutendste und sicherlich der berühmteste der Söhne. Unter ihm entwickelte sich die Werkstatt zu ihrer höchsten Blüte.– Hermann Achenbach (vor 1730-1792) und Johann Schmidt (1734-1795) waren durch jeweilige Heirat mit Töchtern von Johann Kinzing mit den Kinzings verwandt. Achenbach und Schmidt machten sich 1777 selbstständig, blieben aber den Kinzingschen Traditionen verhaftet und führten teilweise auch Dependancen des Kinzingschen Unternehmens.– Die Brüder Johann Christian (1758-1827) und Johann Wilhelm Weyl (1768-1813) arbeiteten ebenfalls eng mit den Werkstätten von Roentgen und  Kinzing zusammen, bei denen beide ihr Handwerk gelernt hatten.– So ist diese Bodenstanduhr das Ergebnis einer örtlich, zeitlich und familiär begründeten Zusammenarbeit auf höchstem künstlerischen und handwerklichen Niveau.

Die Provenienz der Neuerwerbung macht sie zu einem idealen Objekt für das Schaezlerpalais in Augsburg: denn sie wurde dem Vernehmen nach anlässlich der Hochzeit der Tochter des Bankiers Liebert von Liebenhofen mit Johann Schaezler gekauft und dem Paar als Hochzeitsgeschenk überlassen. Bis zuletzt blieb sie – durch Verschenken bzw. durch Erbfolge – im engeren Umkreis der Familie Schaezler. Sie kehrt nun an den Ort zurück, in dem sie sicherlich längere Zeit aufgestellt gewesen war: in das von Johann Schaezler errichtete Schaezlerpalais in der Augsburger Maximilianstraße, das 1958 von Dr. jur. Wolfgang Schaezler der Stadt Augsburg zum Geschenk gemacht worden war.

Abbildung:

David Roentgen & Gebrüder Kinzing, Bodenstanduhr mit Flötenwerk 1785
© Schaezlerpalais, Augsburg