Carl Joseph Begas d. Ä., Terpsichore und Amor (Die Apotheose der Fanny Elßler), 1832

Begas-Haus, Museum für Kunst und Regionalgeschichte, Heinsberg

Carl Joseph Begas d. Ä. (Heinsberg 1794 – 1854 Berlin), der unter dem Protektorat des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. in Paris und Rom seine internationale Ausbildung zum Maler absolvierte, und sich ab 1825 in Berlin niederließ, um schließlich als Akademieprofessor und preußischer Hofmaler zu hohem Rang und Ansehen zu gelangen, hinterließ ein umfassendes und heute gut erforschtes Oeuvre, in dem die überlebensgroße Komposition „Terpsichore und Amor“ eine herausragende Stellung einnimmt

Zur Blütezeit des romantischen Balletts findet Begas in dem Rollenporträt der international gefeierten österreichischen Primaballerina Fanny Elßler zu einer außergewöhnlichen erzählerischen und programmatischen Vielschichtigkeit. Elfengleich mutet die Darstellung ein „Einschweben“ der Muse des Tanzes im „Relevé“ mit gekreuzten Beinen und erhobenen Armen an. Der schwingende Faltenwurf des zarten Kleides und das luftige Nachschweben des transparenten Schals verstärken diesen Eindruck ebenso wie die spotartige, auf die vertikale Bildachse fokussierte Lichtführung. Ein ionische Kapitell bildet das Piedestal der Heranschwebenden, auf dessen Rand der bewundernd aufschauende Amor sitzt. Ein überaus üppiges, ganz in altmeisterlichem Stil der Antwerpener Blumenmaler des 17. Jhs. gemaltes Blumenbouquet bettet das Akanthusmotiv des Kapitells ein. Kapitell und Blumenmeer bilden sozusagen die von Verehrern überbordend mit Blumen bestückte Theaterbühne. Das Szenario wird von Bäumen und Sträuchern umrahmt, die im Rund den Blick auf ein (für Begas ungewöhnliches) italienisch anmutendes Landschaftsprospekt freigeben. Indirekt verweist die neapolitanische Berg- und Seenlandschaft auf die beruflichen und privaten Verbindungen der Elßler in das Königreich Neapel: Dort erhielt sie 1824 ihr erstes Engagement, dort lernte sie 1827 Leopold von Neapel-Sizilien, Prinz von Salerno und Sohn des Königs von Neapel kennen

Das Gemälde nimmt in Begas´ Lebenswerk mit religiösen und genrehaften Kompositionen, kirchlichen Auftragswerken und Porträts eine besondere Stellung ein. Er verschmilzt nicht nur das Porträt der Tänzerin mit der mythologischen Darstellung der Terpsichore, sondern nimmt in einer weiteren Bedeutungsebene zugleich den Paragone, den „Wettstreit der Künste“ um die Vorrangstellung innerhalb der bildenden Künste wieder auf.

Dr. Rita Müllejans-Dickmann

Abbildung:

Carl Joseph Begas d. Ä. (1794-1854), Terpsichore und Amor (Die Apothese der Fanny Elßler), 1832. Öl auf Leinwand, 208,3 cm x 151,1 cm.

© Begas-Haus, Museum für Kunst- und Regionalgeschichte, Heinsberg