Buch zu Fürstlicher Bau-Lust kehrt nach Dessau zurück

Anhaltische Landesbücherei, Dessau

Die Wissenschaftliche Bibliothek der Anhaltischen Landesbücherei als Teil des Stadtarchivs Dessau-Roßlau freut sich über die Rückkehr eines wertvollen Buches.
Das seltene Werk trägt den langen Titel Des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Heinrichens, Hertzogen zu Sachsen, Jülich, Cleve und Berg [...] Dero Röm. Kayserl. Majest. bestellten General-Feld-Zeugmeister, auch Obristen über ein Regiment Dragoner, und eines zu Fuß Fürstliche Bau-Lust. Nach Dero selbsteigenen hohen Disposition, so wohl umb richtiger Ordnung willen in  gewisse Theile abgefasset, Als auch mit vielen anmuthigen Kupffern und nachdenklichen Devisen versehen, und endlich zum vollständigen Druck verfertigt zur Glücksburg in Römhild. Im Jahr 1698.

Im mit 175 Kupferstichen reich illustrierten Band werden die von 1692 bis 1698 / 1700 von Herzog Heinrich von Sachsen-Römhild (1650 – 1710) in seiner Residenz Schloss Glücksburg (Südthüringen) und ihrem näheren Umfeld errichteten Festarchitekturen und Lustbauten ausführlich dokumentiert.
Der Nürnberger Maler Johann Martin Schuster (1667 – 1738) schuf die Vorlagen für die Kupferstiche. Sie zeigen die meist zu den Geburtstagen der Herzogin Marie Elisabeth, geb. Prinzessin von Hessen-Darmstadt (1656 – 1715) errichteten Festarchitekturen und Lustbauten.

Die Fürstliche Bau-Lust gehörte zum Bestand der in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts in Dessau gegründeten Herzoglich Anhaltischen Behördenbibliothek und wurde höchstwahrscheinlich aus der Dessauer Pauluskirche gestohlen, wo historische Bestände in den 1970er und 1980er Jahren gelagert waren. Der Band war Ende 2018 auf einer Auktion angeboten worden. Er konnte dank dem Hinweis einer Mitarbeiterin der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel als das Dessauer Exemplar identifiziert und durch eine großzügige Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung für den Bestand gesichert werden. Dies ist umso erfreulicher, als die Behördenbibliothek im Zweiten Weltkrieg fast 95 % des Vorkriegsbestandes  verloren hat und jeder einzelne, durch glückliche Umstände in die Sammlung zurückkehrende Band schmerzliche Lücken füllt und eine große Bereicherung für das kulturelle Erbe der Stadt Dessau-Roßlau darstellt.

Martine Kreißler

Abbildung: Ansicht des Fürstlichen Lust-Gebäudes von Mitternacht gegen Mittag, aus:

Gedrucktes Buch mit Kupferstichen, Halblederband
31 cm × 20 cm × 4,5 cm
Verfasser: Heinrich, Herzog von Sachsen-Römhild (1650 – 1710)
Kupferstiche nach Vorlagen von Johann Martin Schuster
(1667 – 1738)