Briefe von Johann Joachim Winckelmann

SLUB Dresden

Im Herbst 1755 begab sich Joachim Winckelmann (1717-1768), klassischer Archäologe und Begründer der Kunstwissenschaft, ausgestattet mit einem Stipendium des sächsischen Kurfürsten, nach Rom und Neapel. Von dort aus sandte er zwischen 1758 und 1763 „relazioni“, italienische Berichte über bedeutende Altertümer und neue archäologische Funde an den kurprinzlichen Leibarzt Giovanni Lodovico Bianconi (1717-1781) und an den Oberhofmeister Graf Joseph Anton Gabaleon von Wackerbarth-Salmour (1685-1761) zum Vortrag vor dem Kurprinzen Friedrich Christian und seiner Gemahlin Maria Antonia Walpurgis. Ein bisher verschollen geglaubter Teil der Korrespondenz zwischen Winkelmann und Wackerbarth konnte im Februar 2017 mit großzügiger Förderung der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung aus dem Antiquariatshandel für die SLUB Dresden erworben warden.
Das Konvolut aus der Zeit zwischen Dezember 1759 und Februar 1761 umfasst sieben eigenhändige italienische Briefe Winckelmanns aus Rom sowie die Konzepte zu fünf französischen und einem italienischen Antwortschreiben des Grafen aus München, wo sich das sächsische Kurprinzenpaar 1759-1762 aufhielt. Zwei der Schreiben Winckelmanns sind kurze „relazioni“, worin er über einige in Rom entdeckte antike Skulpturen, Gemmen und Medaillen berichtet. Außerdem geht es in dem Briefwechsel um Winckelmanns Schriften und seine Sympathien und Antipathien gegenüber Gönnern, Kollegen und Künstlern. Die ausgerechnet im Jahr von Winckelmanns 300. Geburtstag gelungene Erwerbung ist sensationell. Der letzte größere Fund von Winckelmann-Autographen liegt 35 Jahre zurück. Damals fanden sich in der Bayerischen Staatsbibliothek in München unter anderem zwei „relazioni“ an Bianconi und zwei „relazioni“ an Wackerbarth. Ein beinahe ebenso großer Glücksfall sind die erhaltenen Entwürfe zu den Antwortbriefen Wackerbarths, die das Verhältnis des Oberhofmeisters und des sächsischen Kurprinzenpaares zu dem hochgeschätzten Gelehrten beleuchten.

Dr. Thomas Haffner (Handschriftensammlung der SLUB)