Borussia - Skulptur im Schlüterhof des Berliner Stadtschlosses, um 1700

Förderverein Berliner Schloss e. V.

Andreas Schlüter, der deutsche „Michelangelo“, wie dieser bedeutender Bildhauer und Architekt zugleich, weilte Ende des 17. Jh. längere Zeit in Rom, um den italienischen Barock kennenzulernen. Als Hofbaumeister am kurfürstlich- brandenburgischen Hof hatte er den Auftrag von Friedrich III. erhalten, den Renaissancepalast Joachim II. in Berlin in eine Vierflügelanlage italienischen Barocks umzubauen, der die angestrebte Königswürde des Kurfürsten majestätisch unterstreichen sollte. Für seine Skulpturen war Bernini, der große italienische Bildhauer, eins seiner Vorbilder, insbesondere dessen Mathilde von Tuszien im Petersdom in Rom hatte ihn tief beeindruckt.

Der noch zu formende neue Staat, in dem Brandenburg aufging, brauchte am Schloss eine symbolische Gestalt, eine Allegorie auf Preußen, die in Mathilde ihr Vorbild fand. Schlüter schuf die Borussia fast identisch nach, die Attribute änderten sich jedoch, so wurde Mathildes Pilgerstab zum preußischen Zepter und die Tiara des Papstes zur Preußenkrone. Auch das Gesicht bekam ein typisch schlütersches Aussehen.

In den Endkämpfen um Berlin im April 1945 wurde die Skulptur geköpft und 1950 zusammen mit dem Schlüterhof gesprengt. Es existieren keinerlei Bruchstücke, allerdings einige ausgezeichnete Fotografien, die über eins von der Ernst  von Siemens Kunststiftung gespendetes, computergestütztes Fotogrammetrieprogramm maßhaltig gemacht werden konnten. Damit gab es optimale Voraussetzungen für eine weitestgehend originalgetreue Rekonstruktion der Borussia, die bereits in kleinen Schritten im Jahr 2005 begannen, zunächst mit einem Kleinmodell, dann der Modellierung in Ton. Diese Arbeiten wurden von dem Berliner Bildhauer Matthias Körner ausgeführt, dessen Arbeit kritisch von einer Expertenkommission begleitet wurde, der die besten Fachleute für den Preußischen Barock angehörten. Nach der Freigabe des 1:1 Tonmodells durch die Experten wurde ein Gipsabguss hergestellt, danach begann der Bildhauer Peik Wünsche, ebenfalls aus Berlin, die Borussia in Reinhardsdorfer Sandstein aus dem Elbsandsteingebirge zu schlagen.

2016 wurde die endgültige Fassung zur Wiederaufstellung im Schlüterhof freigegeben.

Wilhelm von Boddien

Abbildung: Borussia, Berlin
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