Bildnis Walter Rathenau (E. Munch)
Märkisches Museum Berlin
Das Bildnis des Industriellen, Ingenieurs, philosophischen Schriftsteller und späteren deutschen Außenministers Walter Rathenau (1867-1922) gehört in die Reihe der lebensgroßen, ganzfigurigen Bildnisse, die Edvard Munch zwischen 1885 und 1910 schuf. Anregungen für diesen Bildtypus hatte Munch von den Gemälden Diego Velázquez (1599-1660) und Edouard Manets (1832-1883) erhalten, die er bei seinen Aufenthalten in Paris kennengelernt hatte.
Munch bezeichnet die von ihm Porträtierten – meist Männer – als „Leibgarde“ seiner Kunst, zu der auch Walter Rathenau gehörte. Nach dem großen Skandal um die Schließung der Munch-Ausstellung war Rathenau der Erste, der 1893 ein Ölbild von Munch erwarb („Regentag in Kristiana“). In der Folgezeit kaufte er von jedem graphischen Blatt des Künstlers ein Exemplar. Der Porträtauftrag sollte seinen Namen für immer mit der Förderung moderner Kunst in Zusammenhang bringen.
Munch war ein Meister in der psychologischen Erfassung von Menschen. Er charakterisierte die facettenreiche Persönlichkeit Rathenaus auf das sensibelste. Mit starker Untersicht gemalt, steht der Porträtierte, einen Fuß vorgesetzt, fast in Lebensgröße vor einem hellen Hintergrund. In der rechten Hand die obligatorische Zigarette, die linke in der Hosentasche, blickt Rathenau ruhig, gespannt und überlegen auf den Betrachter. Die Farbgebung des Bildes ist von großer koloristischer Raffinesse, es herrscht ein schwungvoller, manchmal rasanter Duktus vor.
Friederike Weigle
Abbildung: ©Märkisches Museum Berlin / Foto: Oliver Ziebe
Edvard Munch (1863-1944)
Bildnis Walter Rathenau, 1907
Öl / Leinwand, 200 x 110cm
Märkisches Museum Berlin