Berliner Münzkabinett ersteigert hochbedeutenden Brakteaten

Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin - Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Dem Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin gelang die Erwerbung eines hochbedeutenden Brakteaten, der nicht nur durch seinen hervorragenden Stil und seine exzellente Erhaltung besticht, sondern auch hohe historische Bedeutung hat.

Bei der Münze handelt es sich um ein nur in diesem Exemplar bekannten einseitigen Pfennig aus dem Damenstift Eschwege in Nordhessen aus der Blütezeit der Brakteatenkunst im ausgehenden 12. Jahrhundert. Wir wissen, dass die Münze ursprünglich aus dem berühmten Schatzfund von Gotha (entdeckt 1900) stammt, dann im Besitz des Herforder Amtsrichters Dr. Hof war und später von dem Frankfurter Sammler Bissinger erworben wurde, dessen Sammlung 2005 versteigert wurde. Das Berliner Münzkabinett konnte jetzt die Münze auf der 335. Auktion der Fa. Künker (17. März 2020, Los-Nr. 3172) ersteigern.

Durch die Umschrift ABBATISSA G - E - C – DRV IN ESKEN ist die Münze eindeutig als Prägung der Eschweger Äbtissin Gertrud (nachweisbar 1180-1188) zu identifizieren, im Bild erscheint jedoch Kaiser Friedrich I. Barbarossa, auf einem Faltstuhl zwischen zwei Türmen unter einem Dreibogen thronend, in den Händen hält er einen Kreuzstab und ein Lilienzepter.

Von Gertrud kennen wir eine ganze Reihe von Brakteaten, auf denen sie teilweise alleine, teilweise mit dem Vogt des Stiftes, Graf Ludwig von Lohra, teilweise mit dem Kaiser dargestellt ist. Im Jahr 1188 stritten sich die Äbtissin und der Vogt um Gerechtsame in Eschwege, u. a. das Münz-, Markt- und Zollrecht. Der Streit wurde von Kaiser Friedrich I. Barbarossa höchstselbst geschlichtet. Er hielt sich 1188 zum wiederholten Mal auf der nahegelegenen Boyneburg auf und sprach auf einem dort abgehaltenen Reichstag der Äbtissin u. a. die Erträge aus der Münzprägung zu. Wohl aus Dankbarkeit hat die Äbtissin diesen Brakteaten prägen lassen, ein Jahr, bevor Barbarossa von der Boyneburg zum Dritten Kreuzzug aufbrach. Damit kann diese Münze als eine der wenigen Gedenkprägungen der Stauferzeit angesprochen werden.

Christian Stoess

Abbildung:
Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin, Nr. 18271148
Foto: Benjamin Seifert (Lübke & Wiedemann)