Bergkristall-Drachenschale, 1609-1617

Diözesanmuseum Bamberg

Die kostbare Fußschale setzt sich zusammen aus der eigentlichen Schale, einem flachen Fuß sowie dem beide Teile verbindenden Schaft. Alle drei Elemente bestehen aus geschliffenem und poliertem Bergkristall und sind durch kostbare Goldmontierungen, die zusätzlich emailliert sind, miteinander verbunden. Von zentraler Bedeutung für die historische Einordnung des Stücks ist das eingravierte Wappen, das durch den Boden der Schale am Ansatzpunkt des Schaftes zu erkennen ist. Es konnte als dasjenige von Johann Gottfried I. von Aschhausen, Fürstbischof von Bamberg und von Würzburg, identifiziert werden. Da es jedoch nur das Wappenbild des Hochstifts Bamberg – den steigenden Löwen mit Diagonalfaden – sowie das Familienwappen derer von Aschhausen – ein Rad – zeigt, hingegen nicht das Wappenbild des Fürstbistums Würzburg, dürfte die Wappengravur vor der Übernahme der Würzburger Bischofswürde, somit vor 1617, entstanden sein. Damit lässt sich die Anfertigung der Gravur und wohl auch der Schale in die Zeit zwischen 1609 und 1617 eingrenzen.
Johann Gottfried I. von Aschhausen war als Wortführer der Katholischen Liga einer der wichtigsten katholischen Fürsten des Reiches jener Zeit und eine der markantesten Persönlichkeiten auf dem Bamberger Bischofthron der Neuzeit. Auch am kaiserlichen Hof war der Bamberger Fürstbischof angesehen. Zu Rudolf II. unterhielt er ein persönliches Vertrauensverhältnis. Dessen Nachfolger Kaiser Matthias schätzte den Bamberger Fürstbischof ebenso und betraute ihn mit mehreren diplomatischen Missionen, darunter auch mit der gewichtigen kaiserlichen Gesandtschaft nach Rom in den Jahren 1612/13. Diese Gesandtschaft nahmen die Kurfürstentümer Mainz und Bayern zum Anlass, Aschhausen auch ein Schreiben an den Papst mitzugeben, in dem sie um dessen Unterstützung der Liga baten. Am 25. Oktober 1612 brach Aschhausen mit einem Gefolge von 130 Personen Richtung Italien auf und erreichte Rom am 20. Dezember, wo er fünf Monate verweilte und Papst Paul V. in mehreren Audienzen traf. Die Vermutung liegt nahe, dass die hier betreffende Bergkristallschale als diplomatisches Geschenk für diese kaiserliche Gesandtschaftsreise angefertigt oder zumindest erworben wurde.
Die Bergkristall-Drachenschale bildet eine großartige Bereicherung der Sammlungen des Diözesanmuseums Bamberg, da sie eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse weltlicher Repräsentation der Bamberger Fürstbischöfe jener Zeit darstellt.

Dr. Holger Kempkens