Beifall aus Florenz: Die unverhoffte Qualität eines Marienaltars

Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg

Das „Würzburger Triptychon“ von Gherardo Starnina wurde restauriert. An seinem Entstehungsort sorgte es für Begeisterung

Zu den größten Schätzen des Martin von Wagner Museums zählen drei großformatige Tafeln eines um 1409 datierbaren Marienaltars von Gherardo Starnina (ca. 1360–1413). Der Namensgeber des Universitätsmuseums hat sie während seiner Tätigkeit als römischer Kunstagent der bayerischen Krone in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts für seine eigene Sammlung erworben.
2016 wurde das „trittico di Wuerzburg“ für eine Ausstellung nach Florenz entliehen, zuvor wurde es im Opificio delle Pietre Dure einer eingehenden kunsttechnologischen Untersuchung unterzogen. Die Fachleute dieser hoch angesehenen Einrichtung waren erstaunt über den exzellenten Erhaltungszustand. Pigmentverluste sind kaum zu beklagen, lediglich einige Übermalungen und Eindunkelungen haben eine Abweichung vom originalen Erscheinungsbild herbeigeführt. Unter Zuhilfenahme von neu angefertigten Infrarot-Reflektographien und Röntgenaufnahmen lassen die Würzburger Tafeln mustergültig die Entstehung eines Gemäldes im frühen 15. Jahrhundert ablesen.
Auf zwei Studientagen haben Kunsthistoriker und Restauratoren die Ergebnisse der Analysen diskutiert und dabei immer wieder die technische Meisterschaft Starninas hervorgehoben. Umso wünschenswerter erschien es, ihnen ihre frühere, leuchtendere Farbigkeit zurückzugeben und sie von unprofessionellen Übermalungen des 19. Jahrhunderts zu befreien. Beim Transport von Würzburg nach Florenz hatte sich überdies gezeigt, dass die Traverse auf der Rückseite des Mittelbildes ersetzt werden musste, weil der jetzige (nicht originale) Querbalken auf Dauer die Stabilität der Stöße untereinander gefährdete. Diese Maßnahmen konnten dank der Ernst von Siemens Kunststiftung im Opificio delle Pietre Dure durchgeführt werden, gereinigt und gesichert konnten die Tafeln nach Würzburg zurückkehren.
Sie gehörten zu einem Polyptychon, für das inzwischen mindestens achtzehn weitere Bestandteile namhaft gemacht wurden. Ermutigt von den vielfältigen aktuellen Forschungen hat das Museum mit den Florentiner Kollegen eine Zusammenarbeit angebahnt, mit der eine temporäre Rekonstruktion des Retabels in Würzburg angestrebt wird. So mündet eine Restaurierung in einem internationalen Projekt.

Dr. Damian Dombrowski