Anbetung der Heiligen Drei Könige; Flucht nach Ägypten; Geißelung Christi

Lindenau-Museum Altenburg

Viele Museen beherbergen „heimatlose“ Kunstwerke, deren Ursprung nicht bekannt ist, so auch das Lindenau-Museum mit einer bedeutenden Sammlung frühitalienischer Malerei. Zu ihnen gehörten bis vor kurzem drei sienesische Tafeln aus dem 13. Jahrhundert – „Anbetung der Heiligen Drei Könige“, „Flucht nach Ägypten“, „Geißelung Christi“ – , die Guido da Siena, seiner Werkstatt und in jüngster Zeit Dietisalvi di Speme zugeschrieben worden waren. Dass sie mit neun weiteren Tafeln in Paris, Princeton, Siena und Utrecht einen Erzählzyklus mit Szenen aus der Kindheit und der Passion Christi bildeten, wusste man schon lange. In welchen Altarzusammenhang sie gehörten, blieb allerdings ein Jahrhundert lang umstritten. Am weitesten war Robert Oertel in den 50er-Jahren mit seinem Rekonstruktions-Vorschlag gelangt.

Über 150 Jahre nach Erwerb der drei kleinen Gemälde durch Bernhard August von Lindenau ist nun mit großer Wahrscheinlichkeit die Lösung gefunden worden. Das Lindenau-Museum vertraute die notwendigen Untersuchungen zwei jungen Wissenschaftlern an. Die Kunsthistorikerin Barbara John befasste sich mit der Geschichte des Altars und betrieb eingehende Quellenforschung. Der Restaurator Holger Manzke knüpfte an die Ergebnisse Oertels und anderer Fachleute an. Seinen akribischen Untersuchungen ist die Rekonstruktion zu verdanken, zugleich bieten sie künftigen Forschungen eine solide Grundlage. Über die Analyse der bekannten Tafeln und der in Frage kommenden anderen Fragmente gelang es, den Hauptaltar des Doms zu Siena aus dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts zu rekonstruieren. Vor allem anhand der Röntgenaufnahmen konnte Manzke die berühmte „Madonna del Voto“ des Doms zu Siena als die Mitteltafel des gesuchten Altarzusammenhangs nachweisen. Der Altar war nach der siegreichen Schlacht Sienas gegen Florenz bei Montaperti – bei dem noch eindeutig zu identifizierenden Künstler und seiner Werkstatt – in Auftrag gegeben worden. Nach den technologischen Untersuchungen wurden die drei Tafeln aus Altenburg sowie die „Kreuzbesteigung Christi“ aus dem Museum Catharijneconvent, Utrecht, konserviert und restauriert.

Mit der Ausstellung und dem Katalog „Claritas” sind die Rekonstruktion des Altarretabels und die Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt worden.

Jutta Penndorf

Abbildung:

Anbetung der Heiligen Drei Könige, nach der Restaurierung
©Lindenau-Museum Altenburg