Altarschrein aus Wildau, um 1430

Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Potsdam

Das Museum von Dahme/Mark beherbergt den Schrein eines kleinen Retabels aus Wildau bei Königs Wusterhausen. Es war für einen Marienaltar bestimmt. Im Zentrum steht die Figur der Gottesmutter, flankiert von dem Apostel Petrus und einem unbekannten Heiligen. Das Werk dürfte gegen 1430 entstanden sein. Es stammt aus einer lokalen Werkstatt, vielleicht aus Luckau, in der auch die Figur eines unbekannten Bischofs für die nah gelegene Kirche in Dollenchen angefertigt wurde. Das auf den ersten Blick unscheinbare Retabel beansprucht gerade in diesem Jahr überregionales Interesse. 2016 wird der 700ste Geburtstag von Kaiser Karl IV. gefeiert, einem der bedeutendsten Herrscher des späten Mittelalters. Während seiner Regierungszeit wurde das seit alters her im Westen gelegene Machtzentrum des Heiligen römischen Reiches in den Osten verlegt. Prag entwickelte sich in wenigen Jahren zum wichtigsten Kunst- und Kulturzentrum nördlich der Alpen und beeinflusste damit das gesamte Gebiet des heutigen Europas. Das Wildauer Retabel bildet dafür ein prägnantes Beispiel. Es verdeutlicht das lange Nachwirken der böhmischen Kunst in der Niederlausitz, zu einer Zeit als der politische Einfluss von Prager Seite bereits stark nachgelassen hatte. Das Werk befand sich in einem beklagenswerten Zustand, war extrem verschmutzt und zeigte großflächige Ablösungen der in bedeutenden Resten erhaltenen Farbfassung. Die aufwändige Restaurierung konnte über das Programm "Kunst auf Lager" finanziert werden. Derzeit ist es in der Sonderausstellung „Karl IV. – Ein Kaiser in Brandenburg" zu sehen, die bis zum 22. Januar 2017 im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam stattfindet. Danach wird es dauerhaft als eines der Hauptwerke im Heimatmuseum von Dahme präsentiert.

Dr. Jan Friedrich Richter