"Also lautet ein Beschluß: Daß der Mensch was lernen muß": Restaurierung von Zöglings- und Lehrerporträts, 18./frühes 19. Jh.

Museum Salzmannschule Schnepfenthal, Waltershausen

Die 1784 als Philanthropin gegründete Salzmannschule Schnepfenthal bewahrt in ihrem Museum eine kulturhistorisch bedeutsame Sammlung von Handzeichnungen – darunter ein Konvolut aquarellierter Federzeichnungen von Carl Fr. Chr. Buddeus aus den Jahren 1796 bis 1809. Buddeus, einst selbst Zögling am Salzmannschen Erziehungsinstitut, hatte an der Weimarer Zeichenakademie studiert, wo der Züricher Künstler Johann Heinrich Lips (1758–1817) zu seinen Lehrern zählte. 1795 kehrte Buddeus nach Schnepfenthal zurück und war dort bis 1809 als Zeichenlehrer tätig. In dieser Zeit schuf er eine Vielzahl von Porträts damaliger Lehrer und Zöglinge des Philanthropins. Nach Aufenthalten in Russland, wo er als Illustrator wirkte, ließ sich Buddeus in den 1820er Jahren als Maler und Zeichner auf der estnischen Halbinsel Kopli bei Tallinn nieder. Hier entstanden eine Vielzahl von Stadtansichten Tallinns und Landschaftsdarstellungen der Umgebung. Etwa 150 seiner Werke – meist aquarellierte Kreide- und Bleistiftzeichnungen – befinden sich heute im Besitz des Estnischen Historischen Museums in Tallinn und gelten dort nicht nur als national wertvolles Kulturgut, sondern auch als einzigartige „gezeichnete Chronik“ dieser Region. Als Buddeus im Alter von 88 Jahren in seiner Heimatstadt Gotha verstarb, hinterließ er auch dort ein umfangreiches zeichnerisches Werk, das heute jedoch größtenteils verschollen ist. So kann es als besonderer Glücksfall bezeichnet werden, dass sich im Museum der Salzmannschule 17 Zöglings- und Lehrerporträts von Carl Buddeus erhalten haben. Der kritische Erhaltungszustand der Sammlung veranlasste die Schulgemeinschaft des heutigen Spezialgymnasiums für Sprachen zu einer beispiellosen Spendenaktion. Dank großzügiger Förderung durch die Ernst von Siemens Kunststiftung konnten 2011 insgesamt 24 Handzeichnungen restauriert werden. Neben Verwellungen, Verwerfungen und Bleiweißverschwärzungen wiesen fast alle Blätter starke Verbräunungen auf, die durch säurehaltige Unterlagen und Licht hervorgerufen worden waren. Die aufwendigen Restaurierungsarbeiten wurden von Diplomrestauratorin Kerstin Häussermann in Berlin durchgeführt. Seit August 2011 sind die restaurierten Handzeichnungen in der neugestalteten Dauerausstellung des Museums Salzmannschule Schnepfenthal wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Um die empfindlichen Originale vor neuen Lichtschäden zu bewahren, werden sie in regelmäßigem Wechsel durch Faksimiles ausgetauscht.

Dirk Schmidt, Schulleiter

 

Abbildungen:

1 Carl Friedrich Christian Buddeus, Porträt von Jean Jacques Ardesch (nach der Restaurierung © Museum Salzmannschule Schnepfenthal Waltershausen

2 Oben: C.F.C. Buddeus, Porträt von Jean Jacques Ardesch (vor und nach der Restaurierung); Unten: Restauratorin Kerstin Häussermann vor der Porträtwand im Schulmuseum Schnepfenthal © Museum Salzmannschule Schnepfenthal Waltershausen