Acht Teller aus dem Tafelservice des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin

Staatliches Museum Schwerin

Die acht vergoldeten Silberteller mit dem kraftvoll geschweiften, mehrfach profilierten Rand stammen aus einem umfangreichen fürstlichen Tafelservice, zu dem neben Terrinen, Weinkühler, Girandolen, Bestecke und – entsprechend einer historischen Inventarnummer – auch mindestens 144 Teller gehörten. Das zwischen 1835 und 1840 von englischen und französischen Vorbildern inspirierte Service erscheint im Stil des zweiten Rokoko. Bei den Tellern klingt diese Prägung in der passig geschwungenen Randkontur und den strukturierenden Muschelmotiven an. Das auf allen Stücken befindliche, gravierte mecklenburgische Wappen scheint auf Paul Friedrich von Mecklenburg-Schwerin zu verweisen, dessen kurze Regentschaft als Großherzog von 1837 bis 1842 währte. 1822 hatte er die preußische Prinzessin Alexandrine, Tochter der Königin Luise, geheiratet, wodurch sich vielfältige Beziehungen zwischen Schwerin und Berlin entwickelten. Schon in den 1820er Jahren hatte das junge Paar Bestellungen bei Johann George Hossauer aufgegeben, in dessen Tagebuch 1837, 1838 und 1842 fürstlicher Besuch aus Schwerin vermerkt ist. Der in Paris ausgebildete und nunmehr führende Berliner Goldschmied, der 1826 als einziger zum „Goldschmied Seiner Majestät des Königs“ ernannt worden war, schuf das auf Opulenz ausgerichtete Tafelservice, über dessen Entstehung die schriftlichen Quellen bislang schweigen. Es wurde zum Fideicommis bestimmt und befand sich bis in die 1970er Jahre in Familienbesitz.

Nur äußerst wenig von dem, was mecklenburgische Herzöge und Großherzöge bei Goldschmieden in Nürnberg, Augsburg, Hamburg, Paris oder Berlin erworben haben, hatte Eingang in die Museumssammlungen gefunden. Daher wurden u. a. Edelmetallobjekte dieser Provenienz nach 1989 zu einem Erwerbungsschwerpunkt bestimmt. Die acht vergoldeten Teller erweitern nunmehr weitere Geschirrteile aus diesem bedeutenden Ensemble, die nach und nach für das Staatliche Museum Schwerin erworben werden konnten. Sie ermöglichen es, diese Facette fürstlicher Repräsentation im Rahmen einer Silberkammer im Schloss Schwerin in naher Zukunft vor Augen führen zu können.

Dr. Karin Annette Möller

Abbildung:

Johann George Hossauer (1794–1874) Berlin, um 1837 Silber, getrieben, gegossen, graviert, vergoldet, Dm. 30 cm. Marken: Berliner schauzeichen (1819–1854) Beschauzeichen des zweiten Zeichenmeisters B. G. F. Andreack (1819–1842) und Meistermarke „HOSSAUER BERLIN“.

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