Schönheit & Verzückung- Jan Baegert und die Malerei des Mittelalters

24.03.2024–23.06.2024

Museum Kurhaus Kleve

Jan [Johan] Baegert (um 1465–nach 1535), ein Zeitgenosse Albrecht Dürers und Lucas Cranachs, gehörte zu den bedeutendsten Malerpersönlichkeiten der westdeutschen Kunstlandschaft um 1500. An der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit schuf er durch zahlreiche monumentale Passionsaltäre ein beeindruckendes künstlerisches Œuvre, das ihn in der Tradition eines Jan van Eyck stehend am Niederrhein als hochbegabten Maler mit geradezu psychologischer Einfühlungskraft auszeichnet und in dem er Einflüsse bedeutender Künstler wie Robert Campin, Rogier van der Weyden und Dirk Bouts verarbeitet hat. Seine Werke befinden sich heute in Kirchen, ausgewählten Museen und exquisiten Privatsammlungen auf der ganzen Welt. Jahrhundertelang war der Name „Jan Baegert“ in Vergessenheit geraten. 1883 prägte der Kunsthistoriker Ludwig Scheibler (1848–1921) den Notnamen „Meister von Cappenberg“, der sich auf einen kleinformatigen Flügelaltar in der dortigen ehemaligen Stiftskirche bei Münster bezieht. Der Kunsthistoriker Fritz Witte (1876–1937) identifizierte darin erstmals Jan Baegert. 1953 stellte die Kunsthistorikerin Gundula Tschira van Oyen in ihrer Dissertation „Jan Baegert, der Meister von Cappenberg“ erstmals das komplette Œuvre von Jan Baegert in einer Übersicht zusammen. Ihr ist die Beschreibung von Jan Baegert als profilierter Künstlerpersönlichkeit zu verdanken, der am Niederrhein die Stilepoche zwischen Spätgotik und Renaissance vertrat. Bis heute steht der Sohn im Schatten seines Vaters – ein Desiderat, dem diese Ausstellung entgegenwirken möchte. Ausgehend von zehn exquisiten Tafelbildern in seiner eigenen Sammlung (diese können auf der Sammlungswebsite des MKK ->hier eingesehen werden) möchte das Museum Kurhaus Kleve dem Leben und Werk von Jan Baegert eine umfassende Einzelausstellung widmen, die den Titel „Schönheit & Verzückung“ trägt (zwei Hauptmerkmale, die diese altdeutsche Tafelmalerei trefflich charakterisieren) und das Œuvre von Jan Baegert umfassend würdigt.

Ein erster Teil der Ausstellung widmet sich zwei Hauptwerken Jan Baegerts: zwei eindrucksvollen Altarbildern, die wohl rund 3,50 bis 4 Meter Breite besessen haben und die zwischen 1515 und 1530 entstanden sind – heute jedoch zerstört sind, da sie vermutlich im 19. Jahrhundert auseinandergesägt wurden: dem „Kreuzigungsaltar“ und dem „Marienaltar“ des Jan Baegert. Den zweiten, nicht minder wichtigen Teil dieser Ausstellung stellt der Vergleich von Werken des Vaters Derick Baegert mit denen des Sohnes Jan Baegert dar. Oft wird Derick als der qualitätsvollere Maler bezeichnet, der sich stilistisch in der Nähe von Jan van Eyck, Rogier van der Weyden, Dirk Bouts, Hans Memling u.a. bewegen soll. Doch beide Maler waren Meister einer möglichst naturgetreuen Wiedergabe der Wirklichkeit, die den Maßstab und Wertmesser für die damalige Kunst bildete. Beide verstanden es exzellent, jedem gemalten Objekt eine verborgene Bedeutung beizumessen, die durch die vertraute Sinnbildersprache mühelos von mittelalterlichen Menschen identifiziert werden konnte. Zu sehen sein werden selten gezeigte Grafen- und Herzogporträts aus der Zeit des Jan Baegert, topographische Werke von und rund um Wesel, sowie kunstgewerbliche Objekte und mehr – allesamt Arbeiten, die es Besucher*innen ermöglichen werden, in die reichhaltige Zeit des 15., 16. und 17. Jahrhunderts am Niederrhein einzutauchen, in der reiche Adlige und Kirchenleute Künstler mit Werken beauftragten, die identitätsstiftend und bis heute von herausragender Bedeutung für die Kunst- und Kulturgeschichte dieser Region sind.

 

Mehr Informationen zur Ausstellung finden Sie unter Museum Kurhaus Kleve.

Abbildung: Faltblatt zur Ausstellung

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