Meisterstück der Goldschmiedekunst. Herzog Ferdinands Hofdegen kommt nach Braunschweig

Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig

Herzog Ferdinand von Braunschweig-Lüneburg (1721–1792), ein jüngerer Bruder des regierenden Braunschweiger Herzogs Carl I. und Schwager König Friedrichs II. von Preußen konnte als Befehlshaber über die verbündete königlich-englische Armee im November 1762 einen entscheidenden Waffenstillstand herbeiführen, der das Ende des Siebenjährigen Kriegs einläutete. Herzog Ferdinand beschenkte zum Abschied alle diejenigen, die ihm unmittelbar gedient hatten, mit Pretiosen oder Geldbeträgen. Dem englischen Generalleutnant George Howard (1719–1796) verehrte der Herzog das wertvollste Geschenk – einen prunkvollen goldenen Hofdegen mit Diamantbesatz. Erhalten haben sich neben dem Stück selbst ein Dankesschreiben Howards sowie sein Testament, in dem er Zeitpunkt und Anlass der Schenkung überlieferte.
Der Hofdegen ist eine kleindimensionierte Blankwaffe für den Stich, die zu den höchsten Hoffesten und Galatagen getragen wurde und die „Grande Parure“ – die Galakleidung adliger Höflinge – vervollständigte. Das zierliche Degengefäß zeichnet sich durch den einheitlichen, erlesenen Dekor aus. Knauf, Griffbügel und Parierstange sind aus Gold, dessen Oberfläche mit einem Karogitter mit diagonalem Strichmuster graviert ist. Wirkungsvolle Glanzpunkte bilden die verschiedenartigen aus Diamanten geformten Blüten, um sich zarte grüne Blätter mit blauen Beeren aus transluzidem Email ranken. Die Klinge ziert eine spanische Devise. Die zugehörige Scheide ist mit weißer Fischhaut überzogen; das Ortblech ist ebenfalls gold-emailliert. Die außergewöhnliche, an französischen Vorbildern inspirierte Goldschmiedearbeit wird um 1760 in Berlin entstanden sein. Entsprechende Dekore finden sich im Œuvre des in Metz geborenen Hugenotten Daniel Baudesson (1716–1785), der seinerzeit als der beste Goldschmied der Residenzstadt Berlin galt. Vergleichbare Prunkdegen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts sind nicht bekannt, sodass dieser ein einzigartiges bedeutendes Kunstwerk der Goldschmiedekunst des späten Rokokostils darstellt.
Die künstlerisch, dynastisch wie auch aufgrund persönlicher Beziehungen naheliegende Verbindung zum preußischen Hof erhebt das Stück zum bedeutenden Zeugnis Braunschweiger Geschichte.

Dr. Martina Minning

Abbildungen
Hofdegen, Abschiedsgeschenk des Herzogs Ferdinand von Braunschweig-Lüneburg an den britischen Generalleutnant Sir George Howard © Galerie Neuse Bremen